Das Asklepios Klinikum Harburg geht einen neuen Weg im Kampf gegen tödliche Krankenhauskeime und startet ein Pilotprojekt mit Türklinken aus Kuper

Hamburg. Das Asklepios Klinikum Harburg geht einen neuen Weg im Kampf gegen Krankenhauskeime. In seinem 52 Millionen Euro teuren Neubau, der unter anderem Intensivstationen und Isolierzimmer beherbergt, sind 600 kupferne Türklinken eingebaut worden. Der Grund: Auf trockenen Kupferoberflächen überleben Mikroben nur wenige Minuten, während sie auf Kunststoff oder Edelstahl mehrere Tage, manche vielleicht sogar Wochen ausdauern können. Nur ein kleiner Teil der von Händen auf Griffe übertragenen Keime seien Krankheitserreger, sagt Prof. Stefan Ulrich Christl, Chefarzt für Innere Medizin im AK Harburg. Aber diese machten Türgriffe zu einer Hauptquelle für im Krankenhaus erworbene Infektionen – „wir erhoffen uns viel von den neuen Klinken“.

Wie groß das Problem ist, zeigt die Statistik: Jeder 14. Patient erkrankt in Europa im Krankenhaus an einer Infektion, die im zeitlichen Zusammenhang mit seinem Klinikaufenthalt steht. Geschätzt 147.000 Patienten pro Jahr sterben in Europa durch diese Infektionen. Nach aktuellen Schätzungen erkranken allein in Deutschland zwischen 400.000 und 600.000 Menschen an Krankenhauskeimen.

Ob die Kupferklinken tatsächlich die Infektionsrate in den betroffenen Abteilungen senken werden, sollen Begleituntersuchungen in den kommenden Monaten zeigen. Immerhin haben Voruntersuchungen ergeben, dass die neuen Türgriffe die Keimzahl um mehr als die Hälfte, bestenfalls sogar um zwei Drittel reduzieren.

Auf jeden Fall seien die Kupfergriffe nur eine zusätzliche Option im Maßnahmenbündel zur Infektionsprävention, betont die Hygiene-Expertin Dr. Susanne Huggett, Ärztliche Leiterin des Zentrallabors der Asklepios-Klinikgruppe. Die häufigen Desinfektionen von Händen und Materialien, die regelmäßig berührt werden, würden selbstverständlich weiter sorgfältig durchgeführt. Aber diese Maßnahmen haben ihre Grenzen: „Unser Personal können wir schulen und eine penible Handhygiene durchsetzen. Patienten und deren Angehörige können wir nur bitten, die installierten Desinfektionsmittelspender zu benutzen“, sagt Internist Christl, auf dessen Station die neuen Klinken auch im Vergleich mit anderen Produkten erfolgreich getestet wurden.

Etwa ein Drittel der im Asklepios-Neubau installierten Türgriffe sind keimtötende Kupferklinken. Sie sind in den besonders sensiblen Bereichen angebracht, schützen vor allem immungeschwächte Patienten, etwa in der Intensivpflege. Die Mediziner rechnen damit, dass sich in diesen Bereichen die etwa 50 Prozent teureren Klinken am schnellsten bezahlt machen werden – schließlich kostet jeder Tag auf der Intensivstation mehr als 1000 Euro.

Erste Hinweise lieferte bereits ein Feldversuch im Asklepios Klinikum Wandsbek. In den Jahren 2008/2009 wurden dort auf zwei Stationen Kupferklinken getestet. Damals waren es Sonderanfertigungen, inzwischen gibt es die verbesserten Versionen als Serienprodukte, die allmählich häufiger eingesetzt werden. Das Projekt des AK Harburg ist allerdings das größte Projekt dieser Art in Europa und den USA.