Mehrere Maßnahmen sollen die Zahl der Organspender erhöhen nachdem diese 2013 in Norddeutschland zurückgegangen ist. Es wird vermutet, dass der Rückgang auf den Organtransplantationsskandal im Jahr 2012 zurückzuführen ist.

Hamburg. Für viele Menschen mit schweren Krankheiten ist eine Organtransplantation die letzte Hoffnung. Doch die Zahl der Spender ist 2013 in Norddeutschland zurückgegangen. In Hamburg gab es im vergangenen Jahr nur noch 39 Organspender, zehn weniger als im Jahr zuvor. Ist dieser Rückgang allein auf den Organtransplantationsskandal im Jahr 2012 zurückzuführen, in dem an mehreren Klinken die Wartelisten für Spenderlebern manipuliert wurden?

Privatdozent Dr. Matthias Kaufmann, Geschäftsführender Arzt der Region Nord der Deutschen Stiftung Organtransplantation (DSO), betrachtet die sinkenden Zahlen als eine Folge dieses Skandals: „Wir müssen das so interpretieren, weil wir keine andere Erklärung dafür haben.“ Die Verunsicherung bei der Bevölkerung sitze tief. „Wir haben auch weniger Meldungen von Organspendern aus den Kliniken. Das ist vermutlich auch die Folge der öffentlichen Diskussion und der Verdichtungen von Arbeitsabläufen in den Krankenhäusern. Denn die Todeszahlen und die Todesursachen in Deutschland haben sich nicht stark verändert“, sagt Kaufmann.

Um das Vertrauen in die Organtransplantation wieder zu stärken, will die DSO eine Transparenz der Abläufe schaffen, damit die Bevölkerung und die Mitarbeiter in den Kliniken wissen, wo es Manipulationen gab und welche Prozesse sicher und ohne Beanstandungen gelaufen sind.

„Der Lebertransplantationsskandal in Göttingen hat dazu beigetragen, dass das Vertrauen in der Bevölkerung gelitten hat, aber wir hatten auch schon vorher geringere Organspendezahlen als andere europäische Länder“, sagt Prof. Hermann Reichenspurner, Ärztlicher Leiter des Universitären Transplantations-Centrums am Universitätsklinikum Eppendorf. Viele Menschen seien in Befragungen für die Organspende, hätten aber keinen Spendeausweis. „Dann müssen Angehörige die Entscheidung treffen. Sie entscheiden sich im Zweifelsfall dagegen.“

Jetzt würden verschiedene Maßnahmen getroffen, um die Spendenbereitschaft zu erhöhen: Krankenkassen schicken Organspendeausweise und Infomaterial an ihre Versicherten. „Der Effekt ist noch nicht absehbar“, so Reichenspurner. Außerdem müssten die Organisationsstrukturen in Deutschland verbessert werden. „An allen großen Krankenhäusern müssen Transplantationskoordinatoren eingesetzt werden, die sich darum kümmern, dass alle potenziellen Organspender gemeldet werden. Das bedeutet für die Kliniken auch einen gewissen Aufwand, der aber noch nicht kostendeckend vergütet wird“, sagt Reichenspurner. Sein Wunsch: „Die Organspende muss ein selbstverständlicher Akt der Nächstenliebe werden.“