Wissenschaftler fanden ein Mittel, das resistente Erreger in Mäusen abtöten kann. Es sei „realistisch“, daraus ein Medikament zu entwickeln.

Paris. Für das ernsthafte Problem, dass immer mehr Bakterien gegen Antibiotika resistent sind, zeichnet sich womöglich eine Lösung ab: Wissenschaftler fanden ein Mittel, das solche resistenten Erreger in Mäusen abtöten kann, wie der Ko-Autor einer am Mittwoch veröffentlichten Studie, Kim Lewis von der Northeastern Universität in Boston in den USA, mitteilte. Es sei „realistisch“, daraus ein Medikament zu entwickeln. Dies könnte ein Durchbruch für die Behandlung chronischer und wiederkehrender Infektionen beim Menschen bedeuten.

Die Wissenschaftler hatten sich mit der Substanz Acyldepsipeptide (ADEP) beschäftigt, die ihnen zufolge von der Pharma-Industrie vernachlässigt worden war. Die Firmen hätten das Interesse verloren, weil sich gegen die Substanz recht schnell eine Resistenz einstellt habe. In Kombination mit konventionellen Antibiotika könne das Mittel aber umfassend Bakterien abtöten. Dabei würden die Erreger dazu gebracht, sich gegenseitig aufzufressen, berichten die Wissenschaftler. In der Forschung wird ADEP seit einiger Zeit als mögliche Waffe gegen resistente Bakterien gehandelt.

„Wir beschlossen, es (das Mittel) mit konventionellen Antibiotika zu verbinden, um die Ausbreitung von resistenten Zellen aufzuhalten“, sagte Lewis. Die Kombination habe die Bakterien in einer Petrischale und in infizierten Mäusen „völlig sterilisiert“. Nun werde mit einem Biotech-Unternehmen zusammengearbeitet, um ein Medikament daraus zu entwickeln.

Antibiotika werden gegen eine Vielzahl von Krankheiten eingesetzt – von Mandelentzündung bis Tuberkulose. Aber bei manchen Bakterien wirken sie nicht, und zudem nimmt die Resistenz von Bakterien gegen Antibiotika seit einigen Jahren besorgniserregend zu.

In einem Begleitkommentar zu der Studie im Fachjournal „Nature“ schreiben Kenn Gerdes vom Zentrum für bakterielle Zellbiologie von der Universität Newcastle und Hanne Ingmer von der Abteilung für Tierkrankheiten der Universität Kopenhagen, nun keime Hoffnung auf, dass Antibiotika für die Behandlung hartnäckiger Infektionen in Zukunft verfügbar sein könnten.