Etwa 150 Physiker aus der Hansestadt sind an den Experimenten mit den gewaltigen Detektoren ATLAS und CMS in Genf beteiligt.

Hamburg. Die Suche nach dem Higgs-Teilchen und exotischen Partikeln ist ein Mammutprojekt: Etwa 10.000 Forscher aus aller Welt sind an den Experimenten mit dem Large Hadron Collider (LHC) beteiligt, einer 27 Kilometer langen Röhre, in der Zustände simuliert werden, wie sie vermutlich kurz nach dem Urknall herrschten, als alle Partikel entstanden, die heute bekannt sind – und womöglich solche, die wir bisher nicht kennen.

Die beiden größten der vier Teilchendetektoren entlang des Beschleunigerrings heißen ATLAS und CMS. Allein CMS ist 21 Meter lang und mit einem Gewicht von 12.500 Tonnen fast doppelt so schwer wie der Eiffelturm. Zu den Forschern, die diese Geräte konstruiert haben und nun mit ihnen arbeiten, gehören auch etwa 150 Physiker vom Deutschen Elektronen-Synchrotron (DESY) und der Uni Hamburg.

Am CERN in Genf weilte am Dienstag Kerstin Borras. „Hier war ein Riesenjubel“, erzählte die stellvertretende Sprecherin des CMS-Experiments nach der Bekanntgabe. Sie und viele ihrer Kollegen hatten die Übertragung der Preisverkündung live verfolgt, die sich eine gute Stunde verzögert hatte. „Wir haben alle hier eine Stunde gewartet. Das war eine Superanspannung, die sich dann in einem Riesenapplaus löste“, so Borras, die die CMS-Gruppe am DESY leitet.

Ebenfalls zur CMS-Gruppe gehört

Prof. Joachim Mnich, Mitglied des Desy-Direktoriums. Er war bisher unter anderem am Aufbau des zentralen Spurdetektors des CMS beteiligt, mit dem Signale der durchfliegenden Teilchen gemessen werden.

Eine besondere Stellung hat Prof. Peter Schleper vom Institut für Experimentalphysik der Uni Hamburg. Seit 2012 ist der Forscher der Vorsitzende des Komitees für Elementarteilchenphysik KET, der Vertretung aller deutschen Teilchenphysiker. Schleper ist Mitglied der CMS-Gruppe. Mit seinem Team entwickelte er einen Teil der Siliziumsensoren in dem Detektor. Diese erfassen die Bahnen der durchfliegenden Teilchen. Anhand dieser Bahnen können die Physiker am CERN auf die Energie der Teilchen schließen. Die Kombination der Energie mehrerer Teilchen wiederum gibt Auskunft über die Masse eines Teilchens (etwa des Higgs), das in andere Teilchen zerfallen ist. Zur CMS-Gruppe der Uni Hamburg gehören neben Schleper unter anderem die Physik-Professoren Erika Garutti, Johannes Haller und Christian Sander.

Erst 35 Jahre alt ist die Physikerin Kerstin Tackmann, und doch hat die Leiterin einer ATLAS-Nachwuchsgruppe am DESY schon einiges vorzuweisen. So trug sie aus Sicht der Deutschen Physikalischen Gesellschaft (DPG) sogar entscheidend zum Nachweis des Higgs-Teilchens bei. Dieses lässt sich nicht direkt nachweisen; es zerfällt in Kombinationen von Teilchen, sogenannte Zerfallskanäle. Einer ist der Zerfall in zwei Lichtteilchen (Photonen). Tackmann führte Studien zu diesem Kanal durch und verbesserte die Algorithmen, mit denen sich der Zerfall berechnen lässt. Der ATLAS-Detektor wies das Higgs dann auch im Zwei-Photon-Kanal nach. Für ihre Arbeit wurde Tackmann von der DPG mit dem Hertha-Sponer-Preis ausgezeichnet.