Neue Studie belegt: Eine Operation bringt bei der Refluxkrankheit bessere Ergebnisse als Medikamente

Hamburg. Nach einer üppigen Mahlzeit kann es hin und wieder vorkommen: lästiges Sodbrennen und dass die Speisen einem sauer aufstoßen. Das sind Zeichen dafür, dass Magensäure aus dem Magen in die Speiseröhre zurückfließt. Passiert das dauernd, sprechen Ärzte von der sogenannten Refluxkrankheit. Dabei ist der untere Schließmuskel der Speiseröhre so weit geöffnet, dass permanent Magensäure zurückfließt und ständig Kontakt mit der Schleimhaut in der Speiseröhre hat. Eine neue Studie hat jetzt gezeigt, dass Patienten mit einer bestimmten Operation auf lange Sicht besser geholfen werden konnte als mit Medikamenten, durch die die Produktion der Magensäure gehemmt wird. Die Studie unter Leitung der Universität Aberdeen wurde in der Fachzeitschrift „British Medical Journal“ veröffentlicht.

„Leiden Patienten ständig unter diesen typischen Symptomen oder unter einem Brennen hinter dem Brustbein und zum Beispiel auch morgendlicher Heiserkeit, spricht das für eine Refluxerkrankung. Dann muss man der Ursache auf den Grund gehen“, sagt Dr. Thomas E. Langwieler, Chefarzt der Klinik für Allgemein- und Visceralchirurgie im Evangelischen Amalie-Sieveking-Krankenhaus. Eine Ursache ist zum Beispiel ein Loch im Zwerchfell, die sogenannte Hiatushernie, die zur Folge hat, dass der Magen zum Teil in den Brustkorb verlagert wird, was zur Veränderung der Druckverhältnisse führt. Ein weiterer Grund kann sein, dass der untere Schließmuskel der Speiseröhre nicht mehr richtig funktioniert oder sogar so weit geöffnet ist, dass schon bei nach vorn gebeugtem Oberkörper Mageninhalt zurückfließt.

Experten gehen davon aus, dass etwa zehn Prozent der Bevölkerung von der Refluxkrankheit betroffen sind, also mehrmals wöchentlich oder täglich unter typischen Symptomen leiden. Und diese können die Lebensqualität erheblich beeinträchtigen. „Die Betroffenen schlafen meist mit erhöhtem Oberkörper. Sie lassen bestimmte Speisen weg, vermeiden alles, was die Säurebildung ankurbeln könnte. Ihnen wird auch geraten, nach 18 Uhr nichts mehr zu essen, damit die Säure nicht zurückläuft wenn sie nachts im Bett liegen“, sagt Langwieler.

Die Gefahr beim permanenten Reflux ist, dass sich ein sogenannter Barrett-Ösophagus ausbildet. Das bedeutet, dass sich die Schleimhaut in der Speiseröhre durch den ständigen Kontakt mit der Magensäure in Magenschleimhaut umwandelt. „Wenn das über viele Jahre besteht, kann sich daraus ein Speiseröhrenkrebs entwickeln. Deswegen ist es wichtig, dass Menschen mit einem Barrett-Ösophagus sich regelmäßig von demselben Spezialisten endoskopisch untersuchen lassen und dass regelmäßig Proben aus der Schleimhaut entnommen werden, um zu prüfen, ob sich dort Krebszellen entwickeln“, sagt der Chirurg.

Eine Spiegelung der Speiseröhre und des Magens sind immer die ersten Untersuchungen, wenn der Verdacht auf eine Refluxerkrankung besteht. Daran schließt sich dann eine Druckmessung in Magen und Speiseröhre an sowie eine Messung des Säurewertes in der Speiseröhre über einen Zeitraum von 24 Stunden. „Daran können wir sehen, wie viele Reflux-Episoden auftraten und wie stark sie ausgeprägt waren. Damit wird der Schweregrad der Refluxstörung bestimmt und danach bespricht man mit dem Patienten das weitere Vorgehen“, sagt Langwieler.

Wenn die Diagnose gestellt ist, erhält der Patient zunächst für drei Monate Medikamente. Dann werden diese abgesetzt. In einigen Fällen reicht das aus, und der Reflux ist verschwunden, bei anderen Patienten treten die Symptome gleich danach wieder auf.

In der neuen Studie wurden zwei Gruppen verglichen: Patienten, die nur Medikamente eingenommen hatten, und Patienten, die sich einer sogenannten Fundoplicatio unterzogen hatten. Bei dieser Operation wird mithilfe der Schlüssellochchirurgie (kleine Schnitte in der Bauchdecke) der obere Teil des Magens umgeschlagen und wie eine Manschette um die Speiseröhre gelegt. „Dadurch wird der Druck auf die untere Speiseröhre erhöht, sodass die Säure nicht mehr zurückfließt“, erklärt Langwieler, der in seiner Klinik rund 120 Patienten pro Jahr nach dieser Methode operiert. Er setzt dabei auch eine Variante des Verfahrens ein, bei der auf der Vorderseite der Speiseröhre ein Abschnitt frei bleibt. „Dadurch ist das Engegefühl nach der Operation geringer, es treten seltener Schluckstörungen auf und die Patienten haben weniger Probleme, wenn sie sich einmal erbrechen müssen“, erklärt Langwieler.

Von den 810 Teilnehmern der Studie wurden 364 Patienten operiert. Es zeigte sich, dass sie seltener an Sodbrennen, Aufstoßen und Zurückfließen von Mageninhalt litten als die Vergleichsgruppe, die nur mit Medikamenten behandelt wurde. „Deswegen geht die Empfehlung dahin, dass man Patienten mit Refluxerkrankungen, sofern sie der OP zustimmen, auch operieren sollte. Bei stark Übergewichtigen sollte zunächst eine Gewichtsreduktion erfolgen, bevor die OP vorgenommen wird“, sagt Langwieler. In seltenen Fällern kann es nach einem solchen Eingriff nach einigen Jahren zu erneuten Beschwerden kommen, sodass die Patienten erneut operiert werden müssen.