Privatsphäre im Internet – wie man anonym surft, E-Mails verschlüsselt und Online-Speicher sichert

Hamburg. Dass man allzu Privates nicht in die Welt hinausposaunen sollte, rät einem schon der gesunde Menschenverstand. Im Umgang mit sozialen Netzwerken wie Facebook oder Google+ ist das der beste Schutz. Denn trotz diverser Einstellungsoptionen zum Schutz der Privatsphäre kann man nie ganz sicher sein, wer was zu sehen bekommt. Die Konzerne, die diese Dienste anbieten, haben ihre Hauptsitze fast ausnahmslos in den USA. Weil dort auch die meisten Server stehen, auf denen die Daten gespeichert werden, haben sammelwütige Behörden leichtes Spiel. Und was einmal ins Netz gestellt wurde, lässt sich später unter Umständen nicht mehr vollständig tilgen. Dass ein Text oder Foto auf einer Plattform gelöscht wurde, garantiert zumindest nicht in jedem Fall, dass die Datei auch von den Servern des Anbieters und aus dem Internet verschwindet.

Zurückhaltung bei der Veröffentlichung sensibler Informationen in sozialen Netzwerken hilft, Schnüffler auszubremsen; doch auch wenn man Webseiten aufruft, Daten in Online-Speichern ablegt (Cloud Computing) und E-Mails verschickt, kann man Datenspionen von Behörden und Unternehmen das Leben schwer machen.

Anonymes Surfen und Schutz vor Verfolgung (Tracking)

Wer im Internet unterwegs ist, zeigt den besuchten Webseiten eine Art Nummernschild: die IP-Adresse, die seinem Computer zugeordnet ist. Zwar erfährt der jeweilige Betreiber nicht den Namen des Nutzers oder dessen Adresse, aber er kann die IP-Adresse beim nächsten Besuch des Nutzers wiedererkennen und so ein Stück weit dessen Verhalten analysieren. Der Provider, der den Nutzer ins Internet bringt, kann allerdings die IP-Adresse und den ihr zugeordneten Computer mit dem Namen und der Adresse eines Kunden verbinden. Herausgeben müssen Provider solche Daten in Deutschland aber nur unter besonderen Bedingungen, etwa bei strafrechtlichen Ermittlungen.

Damit weder der Internetprovider noch die Zielseite erfährt, wer was aufruft, kann man die seine IP-Adresse verschleiern, etwa mit dem Tor Browser Bundle. Diese kostenlose Software schickt Anfragen nicht direkt an die Zieladresse im Netz, sondern über eine Kette von Computern, die überall auf der Welt von Freiwilligen betrieben werden. Jeder dieser sogenannten Proxyserver kennt nur seinen Vorgänger und Nachfolger, aber nicht den ursprünglichen Absender, der auch der Empfänger ist. Das Paket besteht aus einem Kontroll-Panel und einer speziellen Version des Browsers Firefox. Nachteil der für Windows, Mac OS (ab 10.6) und Linux verfügbaren Software: Durch den Umweg über das Tor-Netzwerk kann sich die Surfgeschwindigkeit erheblich reduzieren. Tor ist also nur bedingt als vollständiger Ersatz für den normalen Browser zu empfehlen, sondern eignet sich wohl vor allem für Recherchen, bei denen man auf jeden Fall anonym bleiben möchte.

Das Verhalten des Nutzers auf Webseiten analysieren die Betreiber und Dritte vor allem mit versteckten Instrumenten, etwa mit Miniprogrammen (Cookies), die sie im Browser ablegen, und mit Zählpixeln (Beacons). Einige Cookies protokollieren auch Aktivitäten des Nutzers auf anderen Webseiten. Dieses sogenannte Tracking kann etwa dazu dienen, Nutzern gezielt bestimmte Angebote zu machen oder die Webseite besser an Abonnenten anzupassen. Auch verschiedene Nachrichtenseiten im Internet, unter ihnen abendblatt.de, verwenden solche Dienste. Aktuelle Browser bieten zwar eine Funktion, die der Webseite mitteilt, dass der Nutzer nicht verfolgt werden möchte (muss im Browser aktiviert werden). Das heißt aber nicht, dass die Webseiten-Betreiber sich daran halten. Einen besseren Schutz bieten Zusatzprogramme, sogenannte Add-ons, die Tracking-Dienste blockieren. Für den Internet Explorer gibt es die Tracking Protection List, die das Fraunhofer Institut im Auftrag von Microsoft entwickelt hat. Für die Browser Chrome, Firefox und Safari eignen sich die Programme Do not track me und Ghostery. Zum Installieren geht man auf „Einstellungen“, „Add-ons“ und gibt dann in das Suchfeld den Namen des Programms ein.

Vernebelte Cloud – wie Online-Speicher abhörsicher werden

Cloud-Speicher wie Dropbox, Google Drive oder Skydrive sind sehr praktisch: Dort gespeicherte Daten kann man von überall abrufen – das können aber wohl auch die Geheimdienste, zumindest, wenn die Dateien unverschlüsselt abgelegt wurden. Im Internet finden sich viele kostenlose Programme, mit denen sich einzelne Dateien, Ordner oder ganze Laufwerke verschlüsseln lassen. Dazu gehört das einfach zu bedienende Cloudfogger, das auch den gesamten Webspeicher mit wenigen Mausklicks verschlüsseln kann. Für die mobilen Betriebssysteme iOS (Apple) und Android (Apple) steht Cloudfogger als App zur Verfügung. Mit ihrer Hilfe kann man die passwortgeschützten Dateien und Ordner direkt auf dem iPad oder einem Android-Smartphone öffnen. Wer die Inhalte teilen will, kann per Eingabe einer zusätzlichen E-Mail-Adresse anderen Nutzern Zugang gewähren. Dass mehr Sicherheit im Trend liegt, haben auch kommerzielle Anbieter erkannt. Der in der Schweiz beheimatete Dienst Wuala verschlüsselt nicht nur den Online-Speicher selbst, sondern bereits die Daten auf dem Weg dorthin.

Private Post – so lassen sich E-Mails verschlüsseln

Wer ein auf seinem PC installiertes E-Mail-Programm wie Outlook oder Thunderbird nutzt, kann seine Post mit dem teils kostenlosen Programm GnuPG verschlüsseln (Windows und MacOS). Das Ganze ist allerdings relativ aufwendig: Absender und Empfänger müssen über je zwei Schlüssel verfügen: einen privaten und einen öffentlichen. Den privaten Schlüssel hält man geheim; den öffentlichen Schlüssel schickt man per Mail an Menschen, mit denen man kommunizieren will. Es handelt sich dabei um Textdateien. Mit dem öffentlichen Schlüssel von Person A kann Person B eine Mail verschlüsseln. Diese kann Person A dann mit ihrem privaten Schlüssel entschlüsseln.

Die Outlook-Erweiterung für das Verschlüsseln von Mails heißt GPGol. Sie ist Bestandteil des Programmpakets und wird automatisch mitinstalliert. Beim nächsten Start von Outlook findet sich im Menü „Extras/Optionen“ die Karteikarte GnuPG, über die sich das Add-on einrichten lässt. Unterstützt werden die Outlook-Versionen bis einschließlich 2007. Für neuere Versionen gibt es kostenpflichtige Lösungen. In Thunderbird findet sich die Erweiterung im Menü unter „Add-ons“ und dem Namen „Enigmail“.

Wer seine Mails direkt auf der Seite eines Internetanbieters wie GMail, Yahoo und GMX abholt, muss auch nicht auf Privatsphäre verzichten. Der Online-Dienst Mailvelope, der sich als Zusatzprogramm installieren lässt, verschlüsselt Mails direkt im Browser. Bisher gibt es die Erweiterung allerdings erst für den Browser Chrome; für Firefox ist sie in Vorbereitung.