Ein spezielles Verfahren ermöglicht es Frauen, Eizellen für spätere Verwendung einzufrieren. Ein Hamburger Gynäkologe hat schon mehrere Frauen entsprechend behandelt.

Hamburg. Acht Jahre ist die junge Frau verheiratet, da trennt sich ihr Mann von ihr. Für die 37-Jährige bricht eine Welt zusammen. Sie möchte gern Kinder. Aber will sie nicht sofort wieder auf Partnersuche gehen. Sie entschließt sich zu einem ungewöhnlichen Schritt: Sie lässt sich Eizellen entnehmen, die in einem Spezialverfahren eingefroren und konserviert werden. In ein paar Jahren kann sie diese dann mit dem Sperma eines neuen Partners befruchten und sich wieder einsetzen lassen.

Diese sogenannte Kryokonservierung von unbefruchteten Eizellen ohne direkte medizinische Notwendigkeit nennt sich auch „social freezing“. Der Hamburger Gynäkologe Frank Nawroth hatte im vergangenen Jahr etwa 15 Patientinnen, die sich für diese Methode entschieden haben: „Es gibt Situationen, in denen man sich das durchaus vorstellen kann.“ Einige hätten noch nicht den richtigen Partner gefunden, andere wollten sich beruflich noch entfalten, bevor sie Kinder bekommen.

Die Kryokonservierung habe aus biologischer Sicht einen Vorteil: „Man bekommt etwa zehn bis 15 Jahre geschenkt“, sagt Ralf Dittrich, der wissenschaftliche Leiter der Reproduktionsmedizin am Uniklinikum Erlangen. Dort kam 1982 das erste deutsche „Retortenbaby“ zur Welt. Nicht das Alter der Eierstöcke sei entscheidend, sondern das Alter der Eizellen. Im Idealfall sollten Eizellen mit 20 gespendet werden, um sie sich dann noch bis Ende 40 wieder reimplantieren zu lassen.

Zwar hätten sich eine Reihe von Studentinnen bei Dittrich für die Kryokonservierung entschieden, um zunächst einmal die Ausbildung zu beenden und in den Beruf zu starten. Doch viele der Frauen sind deutlich älter, meist schon Ende 30, wenn die Chancen auf eine erfolgreiche Schwangerschaft viel geringer sind. Eigentlich sei es da schon zu spät für die Konservierung, sagt Frank Nawroth.

Eine nicht ganz günstige Behandlung

Zudem müssen die Frauen für die Behandlung selbst aufkommen: Ein Behandlungszyklus kostet rund 3.000 Euro. Dazu wird zunächst der Zyklus der Frau mit Hormongaben stimuliert. Um gute Chancen zu haben, sollten mindestens zehn bis 15 Eizellen konserviert werden. Sind es beim ersten Mal weniger, so ist ein weiterer Durchgang nötig, für weitere 3.000 Euro. „Es sind vor allem die Hormone, die die Behandlung so teuer machen“, erläutert Nawroth. Hinzu kommen noch etwa 300 Euro für die Kryokonservierung und je nach Institut zwischen 250 und 350 Euro pro Jahr für die Lagerung.

In Deutschland ist die Kryokonservierung ohne medizinische Notwendigkeit als eine „Lifestyle-Entscheidung“ umstritten. Doch in vielen Ländern ändert sich das. In Israel ist es gesunden Frauen zwischen 30 und 41 ausdrücklich erlaubt, bis zu 20 Eizellen einfrieren zu lassen, die bis zum 55. Lebensjahr wieder eingesetzt werden können. Die Kryokonservierung gilt dort als „präventive Medizin“, die verhindern soll, dass sich Frauen in fortgeschrittenem Alter für weniger erfolgversprechende Methoden wie Fruchtbarkeitsbehandlungen entscheiden. Auch in den Niederlanden fordern Experten, das Verfahren aus nichtmedizinischen Gründen zu gestatten.

Eizellspendeprogramme im Ausland zeigen laut Dittrich, dass die Aussichten auf ein gesundes Kind gut seien. Für Deutschland gebe es noch nicht genügend Fälle, um die Chance zu bewerten. Allerdings sei 50 Jahre die empfohlene Grenze für eine Reimplantation. „Neben den Geburtsrisiken steigen auch die internistischen Risiken einer Schwangerschaft mit dem Alter deutlich an“, sagt Dittrich. Wie sein Kollege Nawroth ist er im Leitungsteam von „Fertiprotekt“, einem Netzwerk von rund 90 Frauenkliniken und Kinderwunschzentren in Deutschland, Österreich und der Schweiz, das Vorschläge zur Vorgehensweise bei „social freezing“ gemacht hat.

Nawroth ist davon überzeugt, dass die Methode in Zukunft bei immer mehr Frauen ein Thema sein wird: „Langfristig könnten das bis zu fünf Prozent der Bevölkerung sein.“ Allerdings werde es immer die Ausnahme bleiben: „Die normale Befruchtung wird und soll es ganz sicher nie ersetzen.“