Ernste Prognose: Schreie, Schläge, Tritte im Schlaf - 65 Prozent aller Gewaltträumer entwickeln nach einigen Jahren Erkrankungen des Gehirns.

Hamburg. Schreie, Schläge, Tritte im Schlaf - aggressive Gewaltträume können die Vorboten von ernsten Erkrankungen des Gehirns sein. Darauf machte Prof. Wolfgang Oertel gestern auf der Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Neurologie (DGN) in Hamburg aufmerksam. Mindestens 65 Prozent der Patienten, die an solch einer Schlaf-Verhaltensstörung litten, entwickelten nach zehn bis 30 Jahren die Parkinson-Krankheit oder eine andere neurodegenerative Erkrankung. "Wir wissen aber nicht, wie viele Menschen wirklich von dieser Störung betroffen sind, und suchen nun nach ihnen", sagte der DGN-Vorsitzende. Bislang gehen Neurologen davon aus, dass einer von 200 000 Menschen erkrankt.

Die Forschung soll vorangehen: Zum einen solle eine Therapie gefunden werden. Zum anderen werde nach Frühzeichen gesucht, um bereits vor einem Ausbruch der Parkinson-Krankheit zu handeln. Patienten leiden an Bewegungsstörungen, etwa Zittern, und einer Verlangsamung. "Wir haben Substanzen, von denen wir annehmen, dass sie den Krankheitsverlauf verzögern können. Aber wir brauchen große Studien, um dies zu bestätigen", sagte Oertel, der an der Uni in Marburg tätig ist.

Die aggressiven Träume treten während der REM-Phase (Rapid Eye Movement) des Schlafes und meist in der zweiten Nachthälfte auf. Meistens sind Menschen nach dem 50. Lebensjahr betroffen, Männer mit 87,5 Prozent deutlich häufiger als Frauen. Oft verletzten sich die Patienten selbst oder ihre Bettnachbarn durch die Bewegungen. Eine Abklärung in einem Schlaflabor könne zur Diagnose führen. Für die Behandlung gebe es zwei Substanzen.

Die Suche nach Patienten hat auch eine ethische Problematik, wenn die Diagnose ohne bisherige Therapiemöglichkeit gestellt wird. Nicht jeder ertrage es zu wissen, dass er mit hoher Wahrscheinlichkeit eines Tages an der Parkinson-Krankheit leiden wird.