Das Ziel war, “ritterliche“ Fahrerinnen und Fahrer zu ermutigen

Am 24./25. April 1954 startete das Hamburger Abendblatt auf der Titelseite der Wochenend-Ausgabe die "Aktion Zebra". Sie unterstützte eine "Verkehrserziehungswoche" der Hamburger Polizei, um die Akzeptanz des neuen Verkehrszeichens Zebrastreifen durchzusetzen.

Ein Großaufgebot der Polizei mit Hunderten Beamten war an den sogenannten "gekennzeichneten Fußgängerüberwegen" postiert. Es ging darum, "dem Fußgänger im gefährlichen Dschungel unseres Großstadtverkehrs eine Chance zu geben", schrieb das Abendblatt. Auto-, Lkw oder Motorradfahrer, die sich vor Zebrastreifen besonders rücksichtsvoll verhielten und deren Kennzeichen von Polizisten notiert wurden, bekamen eine Plakette mit dem Abendblatt-Zebra für die Windschutzscheibe.

Außerdem erhielt jeder Ausgezeichnete "ein Ausrüstungsstück für seinen Wagen", und sein Name wurde im Abendblatt veröffentlicht. Mehr als einen Monat lang war das Zebra in Hamburg unterwegs - zwei schwedische Artisten in einem Zebrakostüm zusammen mit ihrer "Dompteuse Charlotte".

Am 11. Juni 1954 waren dann die 300 Hamburger mit den meisten Gutpunkten - "ritterliche Damen und Herren am Steuer" - Gäste des Abendblatts im Winterhuder Fährhaus. Nach einer Kaffeetafel wurden sie dort auch vom damaligen Polizeipräsidenten Bruno Georges begrüßt und gelobt.

Fußgänger hatten auf Zebrastreifen allerdings zuerst noch keineswegs ein "Vorgehrecht".

"Der Kraftfahrer muss an diesen Stellen jederzeit mit dem Überqueren von Fußgängern rechnen und daher mäßig Geschwindigkeit fahren, gegebenenfalls anhalten ", schrieb das Abendblatt 1954. Im Jahr zuvor hatten sich allein an Hamburger Fußgängerüber-wegen 79 Unfälle ereignet, bei denen vier Menschen ums Leben gekommen und viele andere schwer verletzt worden waren.

Zwei Jahre später, im August 1956, wurde ein "erster Zebra-Überweg mit gelber Blinkleuchte" an der Tiergartenstraße am Dammtor eingerichtet. Gemeint ist ein Zebrastreifen mit "Signalanlage": "Wer die Straße kreuzen will, stellt sich durch Knopfdruck selbst 'grün ein'", stand im Abendblatt. 300 solche Anlagen gab es schon, allerdings zentral gesteuert.