Sonnenstürme können gefährlich sein. Noch sind sich Experten uneinig, wie schlimm sich der aktuelle Sturm auf die Erde auswirkt. Er hatte sich am Donnerstag von der Sonne gelöst.

Darmstadt/Washington. Stärke und mögliche Folgen des aktuellen Sonnensturms werden von den Weltraumagenturen Nasa und Esa sowie der US-Wetterbehörde NOAA unterschiedlich eingeschätzt. Sicher ist, dass sich der Sturm am Donnerstag von der 150 Millionen Kilometer entfernten Sonne gelöst hatte. Er sollte Berechnungen zufolge am Sonnabendnachmittag auf die Erde treffen.

Esa-Experte Juka-Pekka Lontama sagte am späten Sonnabendnachmittag, die Esa gehe von einem "moderaten“ bis "starken“ Sturm aus. Die US-Wetterbehörde NOAA erwartet "schwache“ bis "moderate“ Folgen.

Folgen für die Satelliten im All hatte das Himmelsspektakel nicht, sagte Markus Landgraf vom Esa-Satellitenkontrollzentrum Esoc in Darmstadt. "Im Moment sieht es so aus, als hätten wir es ganz gut überstanden.“ Ausgestanden sei der Sturm allerdings noch nicht ganz: "So ein Phänomen dauert ein paar Tage und bringt das Magnetfeld mächtig in Schwingung“, sagte Landgraf. Der Sturm hatte sich bereits am Donnerstag von der 150 Millionen Kilometer entfernten Sonne gelöst.

+++ Sonnenstürme - Gefahr für die technisierte Gesellschaft +++

Während die Satelliten keine Schäden erlitten haben, könnten Stromnetze und Handy-Verbindungen in den kommenden Tagen durchaus noch beeinträchtigt werden, schränkte Landgraf ein. "Stromnetze reagieren mehr auf das Erdmagnetfeld, und das ist ja gerade erst dabei, sich zu rekonfigurieren.“ Vor neun Jahren hatte ein solcher Sturm unter anderem zu einem mehrstündigen Stromausfall in Schweden geführt sowie zu einem Ausfall des europäischen Flugradars, zur Verschiebung von über 60 Flügen in den USA und zum Verlust des Forschungssatelliten "Midori 2“.

Der jüngste Sonnensturm gehöre mit seiner geomagnetische Intensität von Rang G2 auf der Skala von G1 (am schwächsten) bis G5 (am stärksten) eher zu den kleineren Stürmen. "Es ist nicht so, dass wir hier alle in Alarmstimmung herumlaufen“, sagte Landgraf. Dennoch werde die Sonnenaktivität in den kommenden Jahren zunehmen: "Wir sind auf dem Weg zu einem Maximum, die Sonne ist derzeit sehr aktiv.“ Grund für die Aktivitätsschwankungen ist der Rhythmus des Gastransports in den Außenschichten der Sonne.

Nach Angaben von Lontama hat der Sonnensturm ein eigenes magnetisches Feld. Wenn dieses beim Auftreffen auf das irdische Magnetfeld nordwärts gerichtet sei, komme es voraussichtlich nur zu einem schwachen Sonnensturm. "Wenn das Magnetfeld aber südlich ausgerichtet ist, bekommen wir starke Folgen“, erwartete Lontama.

In der Folge von Sonnenstürmen können Stromnetze und Handy-Verbindungen beeinträchtigt werden, ebenso der Flugverkehr. Die Auswirkungen könnten Skandinavien, Kanada und Nordeuropa treffen.

Die Eruptionsregion auf der Sonne liege leicht südlich, teilte der Astrophysiker Volker Bothmer von der Universität Göttingen mit. Der sogenannte koronale Massenauswurf (CME) sei mit knapp 1500 Kilometern pro Sekunde losgerast, in Erdnähe werde er voraussichtlich rund 800 Kilometer pro Sekunde schnell sein. Bei klarem Wetter könnten Polarlichter in Nordeuropa zu beobachten sein.

Schwere Sonnenstürme können Satelliten, elektrische Anlagen, Navigationssysteme wie GPS und Funkverbindungen stören. 2003 führte ein solcher Sturm unter anderem zu einem mehrstündigen Stromausfall in Schweden, einem Ausfall des europäischen Flugradars, zur Verschiebung von über 60 Flügen in den USA und zum Verlust des Forschungssatelliten "Midori 2“.

Die NOAA erwartete für diesen Sonntag eine geomagnetische Intensität des Sturms von Rang G2 auf der Skala von G1 (am schwächsten) bis G5 (am stärksten). Bei der Explosion seien auch große Mengen UV-Strahlung Richtung Erde gesandt worden, hieß es bei "Spaceweather.com“.

Die Sonnenaktivität schwankt im Rhythmus von etwa elf Jahren und nimmt seit 2010 wieder zu: Sonnenstürme werden häufiger und stärker. Grund für die Aktivitätsschwankungen ist der Rhythmus des Gastransports in den Außenschichten der Sonne. (abendblatt.de/dpa)