Die Biologin Stefanie Monecke erhält den Forschungspreis der Deutschen Wildtier-Stiftung

Hamburg. Man könnte meinen, Feldhamster seien in Deutschland ausgestorben, denn viele Menschen dürften noch nie eines der Tiere gesehen haben. Tatsächlich ist die Sichtung ein seltenes Ereignis: Nach Schätzungen leben hierzulande nur noch wenige Tausend Exemplare des possierlichen Nagers, der deshalb bereits auf der Roten Liste der bedrohten Tierarten steht.

Warum der Bestand immer weiter zurückgeht, untersucht die Biologin Dr. Stefanie Monecke aus Niedersachsen. Gestern wurde sie in Hamburg für ihre Studien mit dem Forschungspreis 2011 der Deutschen Wildtier-Stiftung geehrt. Die Auszeichnung wird seit 2003 alle zwei Jahre an herausragende Nachwuchswissenschaftler verliehen und ist mit 50 000 Euro dotiert.

Bei der Preisverleihung erzählte die 41 Jahre alte Wissenschaftlerin, wie sie nach dem Studium zu ihrem Forschungsthema kam, nämlich durch ihre Doktorarbeit: "Ich konnte mich damals zwischen dem Thema Inzest bei Ratten und dem Feldhamster entscheiden - da fiel mir die Entscheidung leicht." Mittlerweile arbeitet sie an der Uni Straßburg - dort sitzt das weltweit einzige Zentrum für Feldhamsterforschung.

Was also ist der Grund, dass es immer weniger Feldhamster gibt? "Eine Antwort darauf zu finden ist sehr schwierig, weil Feldhamster etwa 90 Prozent ihres Lebens im Verborgenen verbringen", sagte Monecke. Wenn die Tiere in Terrarien gehalten würden, hätten sie in der Regel zwei bis drei Würfe pro Jahr mit je etwa sieben Jungtieren. Doch in der freien Wildbahn, also auf Weizenfeldern, hätten viele Weibchen nur einen Wurf pro Jahr; und wenn es doch noch zu einem zweiten Wurf komme, bestehe dieser nur noch aus vier Tieren.

Moneckes Theorie: Die Reproduktionszeit, also die Zeit, die die Feldhamster zur Vermehrung zur Verfügung haben, ist zu kurz. Aus zwei Gründen: "Die wild lebenden Hamster wachen häufig zu spät auf, nämlich erst im Mai." Im Juni seien allerdings schon die ersten Mähdrescher unterwegs. "Ab Mitte Juli schalten die Tiere jedoch schon wieder auf Winterzeit um." Es bleibe also nicht viel Zeit für die Fortpflanzung.

Eine mögliche Schutzmaßnahme sei, erst später mit der Weizenernte zu beginnen. Denn wenn die Bauern erst im August mit Mähdreschern über die Felder fahren würden, hätten die Tiere "mehr Zeit, um sich in ihrer winterschlaffreien Zeit zu vermehren", sagt Peer Cyriacks von der Deutschen Wildtier-Stiftung.

Bis in die 1980er-Jahre hinein gab es hierzulande noch massenweise Feldhamster. Cyriacks: "Damals galten die Tiere sogar als Schädlinge!" Was damals besser lief, ist allerdings unklar. Heute leben die meisten Feldhamster in Sachsen-Anhalt und Thüringen; in Hamburg und Umgebung sind sie nicht zu finden. Der Grund: Die Tiere graben sich bis in zwei Meter Tiefe, da "ist in Hamburg und Umgebung der Grundwasserspiegel einfach zu hoch", sagt Biologin Monecke.