Nutzer beschweren sich über teure Zusatzprogramme für iPhone und iPad, die sie nicht selbst installiert haben. Apple schweigt.

Hamburg. Blindes Vertrauen in die Sicherheit von iTunes-Konten kann für Apple-Kunden teuer werden. Einige Zusatzprogramme für iPhone und iPad, sogenannte Apps, werden offenbar ohne Wissen der Nutzer installiert und belasten deren Konto.

Von einer solchen betrügerischen App berichtete jetzt eine Leserin des Internet-Blogs iPhone-fan.de . Darauf aufmerksam wurde sie durch einen Warnhinweis von Apple, mit ihrer Apple-ID seien Einkäufe von einem bislang nicht genutzten Gerät getätigt worden. Tatsächlich bestätigte ein Blick in ihr iTunes-Konto Käufe im Wert von insgesamt 27,97 Euro. Wofür genau, war nicht herauszufinden.

Besonders beunruhigend: Die Nutzerin hatte die asiatische App gar nicht selbst aus dem App-Store heruntergeladen. Da half es auch wenig, dass Apple ihr iTunes-Konto automatisch sperrte, denn das Geld war bereits abgebucht. Der Versuch, sich direkt bei iTunes zu beschweren, verlief ebenfalls ergebnislos. Der entsprechende Link führte lediglich zu einer allgemeinen Supportseite. "So löblich die Sicherheitsmail von Apple ist", wundert sich Blog-Betreiber Dirk Kunde, "es bleibt die Frage, warum derartige Apps nicht sofort aus dem App-Store entfernt werden."

Nach Auskunft von Apple-Sprecher Georg Albrecht sind dem Konzern die Berichte über App-Betrüger bekannt, man wolle aber derzeit keinen Kommentar dazu abgeben. Wer sich betrogen fühle, solle sich direkt an den iTunes-Support wenden. Der Link "Problem melden" findet sich neben jeder installierten App in der persönlichen Einkaufsstatistik. Wie mit den Beschwerden konkret umgegangen wird, mochte Albrecht ebenfalls nicht sagen.

Um welche Art von Apps es sich bei der Abzocker-Software genau handelt, ist anhand der asiatischen Schriftzeichen nicht leicht herauszufinden. Bei einer App geht es wahrscheinlich um einen Dating-Service. Urheber ist eine "Shanghai Huaqianshu Information Technology Co. Ltd.". In britischen Nutzerforen taucht dieser Name häufiger auf. Auch hier berichten Betroffene von unfreiwilligen Abbuchungen. Offenbar haben Handlanger der Firma Zugang zu einer größeren Anzahl von Apple-IDs, mit deren Hilfe sie sich einloggen und im Namen der ahnungslosen Nutzer Transaktionen vornehmen.

Es ist nicht der einzige Fall von betrügerischen Apps im iTunes-Store. Unter einem anderen chinesischen Titel wird dort bereits seit Oktober ein Spiel für iPhone und iPad angeboten. Entwickler ist eine Firma namens "RenRen Games". Auf der entsprechenden iTunes-Seite haben sich schon einige erboste Kommentare angesammelt. Auch in diesen Fällen wurde die Software ohne Wissen der Betroffenen auf fremden Geräten installiert, den stolzen Preis von 79,99 Euro mussten jedoch die ahnungslosen iTunes-Account-Besitzer zahlen. Da seriöse Apps in der Regel nur ein Hundertstel oder allenfalls ein Zehntel dieses Betrages kosten, landete das Spiel sogar auf Platz vier in der Rangliste der umsatzstärksten Apps. Doch es kann offenbar noch schlimmer kommen. In den "Apple Support Communities" ist sogar von bis zu 1000 Euro die Rede, die durch Abzock-Apps abgebucht worden seien.

Laut Erfahrungsberichten sind besonders Nutzer betroffen, die "ClickandBuy" als Zahlungsmethode verwenden. Deren Vorteil ist es, dass man damit iTunes ohne Kreditkarte benutzen kann. Die Kreditkartendaten werden stattdessen bei dem externen Unternehmen "ClickandBuy", einer Telekom-Tochter, hinterlegt, oder der Nutzer lädt sein Guthabenkonto per Überweisung auf. Bei Beschwerden über unrechtmäßige Abbuchungen verweist "ClickandBuy" Betroffenen zufolge darauf, dass der fragliche Betrag bereits überwiesen worden sei und deshalb direkt von Apple zurückgefordert werden müsse. Wie sich der Konzern in solchen Fällen konkret verhält, mochte dessen Sprecher ebenfalls nicht erläutern.

Dirk Kunde von iPhone-Fan.de empfiehlt dringend, aus Sicherheitsgründen das Passwort des eigenen Apple-Accounts zu ändern, ganz besonders, wenn es auch für Mailkonten oder andere Dienste verwendet wird. "Die Betrüger müssen nicht unbedingt einen Apple-Server geknackt haben. Eventuell sind ihnen von anderen Online-Diensten Mailadressen samt Passwörtern in die Hände geraten, die sie nun in iTunes ausprobieren", so Kunde.

Neben einem regelmäßigen Austausch des Passwortes bietet auch ein Umstieg auf iTunes-Gutscheinkarten etwas mehr Sicherheit. Auf diese Weise kann immer nur das aktuelle Guthaben verloren gehen. Ist man dennoch Opfer eines Betrugs geworden, sollte man sich schriftlich per Mail an den Apple-Support wenden und eine Rückerstattung des Geldes verlangen.

Sollten solche Betrugsfälle das Vertrauen in den iTunes-Store nachhaltig erschüttern, könnte das nicht nur die Nutzer, sondern vor allem auch den Konzern teuer zu stehen kommen.