Eine 3-D-Laservermessung in Chicago von Skeletten des Tyrannosaurus rex brachte erstaunliche neue Maße für den König der Raubsaurier.

London/Chicago. Nicht, dass Tyrannosaurus rex bisher als zart oder gar mickrig angesehen worden wäre. Seit zu Beginn des vergangenen Jahrhunderts die ersten Skelette gefunden wurden, waren sich Forscher der majestätischen Ausmaße des Raubsauriers bewusst - und verpassten ihm prompt das lateinische rex (König) im Artnamen. Jetzt fanden britische und US-amerikanische Wissenschaftler heraus, dass der größte auf dem Land lebende Fleischfresser aller Zeiten sogar noch knapp ein Drittel mehr gewogen haben könnte, als bisher angenommen. Möglich wurde diese Berechnung erst mit einer 3-D-Vermessung von fünf T.-rex-Skeletten.

Um die Dinosaurier zu "wiegen", nutzten Prof. John Hutchinson vom Royal Veterinary College in London und Dr. Peter Makovicky, Dinosaurier-Kurator am Field Museum of Natural History in Chicago, 3-D-Laserscanner, mit denen sie die zusammengesetzten, aufrecht stehenden Skelette der Dinosaurier vermaßen. Die Aufnahmen dienten als Schablone, auf die die Forscher am Computer Gewebe- und Muskelschichten "auftragen" konnten. Die Relationen, wie dick die einzelnen Weichteilschichten sein mussten, passten die Forscher an die Gegebenheiten bei Vögeln und Krokodilen an. Nachdem eine digitale Haut über die Modelle gezogen worden war, konnten ihr Körpervolumen und Gewicht berechnet werden, wobei leere Bereiche wie Lunge oder die Mundhöhle abgezogen wurden.

Die Ergebnisse erstaunten die Forscher. "Wir wussten, dass sie groß war, aber eine Steigerung von 30 Prozent auf das bisher angenommene Gewicht war dann doch unerwartet", sagt Peter Makovicky in Bezug auf "Sue". Das 67 Millionen Jahre alte T.-rex-Skelett aus dem Field Museum of Natural History in Chicago ist das größte und am besten erhaltene seiner Art, mit 12,8 Meter Länge und einer Hüfthöhe von 3,66 Metern. Bisher hatte man "Sue's" Gewicht, wie das anderer ausgewachsener Tyrannosaurier, auf 5,4 bis 6,8 Tonnen geschätzt. Bei der jetzigen Messung ergaben sich neun Tonnen - mindestens. Denn die Forscher berechneten die Gewichte von drei Ernährungszuständen, von abgemagert bis übergewichtig.

Die neuen Gewichtsabschätzungen, sagen die Wissenschaftler, hätten Auswirkungen auf das Verständnis der Saurierbiologie. Wenn man vom niedrigsten möglichen Gewicht für das kleinste der vermessenen Skelette ausgehe und vom höchsten Gewicht für das größte Individuum, dann müssten Tyrannosaurus-rex-Vetreter noch schneller gewachsen sein, als erst vor fünf Jahren in einer aufsehenerregenden Studie berechnet. "Wir schätzen jetzt, dass sie um etwa 1790 Kilogramm pro Jahr in ihren Teenager-Jahren zunahmen, das ist mehr als das Doppelte von dem, was man bisher angenommen hatte", sagt John Hutchinson.

Dieses schnelle Wachstum hin zu gigantischen Ausmaßen erfolgte laut Studie auf Kosten der Geschwindigkeit und der Wendigkeit der Dinosaurier. Eine der Schlussfolgerungen der Studie ist, dass die Bewegung der gewaltigen Zweibeiner sich mit dem Wachstum der Tiere kontinuierlich verlangsamte. Dies sei dadurch zu begründen, dass der Rumpf immer länger und schwerer wurde, während die Extremitäten im Verhältnis kürzer und leichter wurden, was den Körperschwerpunkt nach vorne verschob.

"Die Muskulatur der Hintergliedmaßen war proportional nicht so groß wie die von gegenwärtigen Vögeln, und gerade diese Muskeln scheinen die Geschwindigkeit zu begrenzen, mit der Tiere laufen können", sagt Hutchinson. "Wir nehmen daher an, dass große T.-rex-Exemplare Spitzengeschwindigkeiten von maximal 17 bis 40 Kilometern pro Stunde erreichen konnten."

Neue Techniken werden auch zukünftig weitere Einsichten in das Leben der Dinosaurier ermöglichen - doch dabei müssen Forscher erfinderisch bleiben. So brachten sie für die jetzige Studie alle Teile, die nicht in einen medizinischen Scanner passten, kurzerhand in die Entwicklungsabteilung des Autoherstellers Ford Motor Company in Livonia, Michigan.