Die Auszeichnung im Bereich Medizin geht unter anderem an Ralph Steinman, der am vergangenen Freitag starb. Preis posthum verliehen.

Stockholm. Göran Hansson beschert Forschern normalerweise den Anruf ihres Lebens. Doch in diesem Jahr konnte der Sekretär des Nobelpreiskomitees für Medizin keinen der drei Preisträger telefonisch erreichen, bevor er ihre Namen gestern der Welt verkündete. Was er nicht wusste: Einer der drei neuen Medizin-Nobelpreisträger war drei Tage zuvor gestorben.

Das Nobelpreiskomitee hatte bis zur Bekanntgabe nach eigenen Angaben nichts vom Tod des kanadischen Forschers Ralph Steinman gewusst. Gestern Abend teilte die Nobelstiftung mit, dass ihre Entscheidung nicht revidiert wird, obwohl sie gegen die Statuten verstößt. Danach dürfen Personen nicht posthum ausgezeichnet werden. In der Erklärung der Stiftung heißt es, die Juroren hätten die Entscheidung am Freitag um 14.30 Uhr getroffen, ohne von Steinmans Tod um 11.30 Uhr zu wissen.

"Ich denke, man kann mit Sicherheit sagen, das so etwas noch nie vorgekommen ist", sagte die Sprecherin der Nobelstiftung, Annika Pontikis. Der Sekretär des Nobelpreiskomitees für Medizin, Göran Hansson, erklärte, das Komitee überprüfe noch einmal die Regeln für einen solchen Fall. "Das ist eine unglaublich traurige Nachricht", sagte Hansson. "Wir können nur bedauern, dass Ralph Steinman nicht mehr die Möglichkeit hatte, die Nachricht zu bekommen, dass er den Nobelpreis erhalten hat." Steinman starb am 30. September im Alter von 68 Jahren an Bauchspeicheldrüsenkrebs.

Er bekam den diesjährigen Medizin-Nobelpreis gemeinsam mit dem Franzosen Jules A. Hoffmann und dem US-Forscher Bruce A. Butler zuerkannt, die ebenso maßgeblich zum heutigen Verständnis der Funktionsweise der menschlichen Immunabwehr beigetragen haben. Ihre Arbeit habe die Entwicklung besserer Impfstoffe bei Infektionen und Fortschritte im Kampf gegen den Krebs ermöglicht, hieß es in der Begründung des Komitees.

Durch die Forschungen der drei Wissenschaftler sei das Rätsel gelüftet worden, wie die beiden Mechanismen der menschlichen Immunabwehr - die angeborene und die spezifische Abwehr - aktiviert werden und miteinander kommunizieren, hieß es weiter. Die erste Verteidigungslinie, die angeborene Immunabwehr, kann eindringende Mikroorganismen zerstören und Entzündungen auslösen, die die Abwehr der Viren unterstützen. Teile der Mikroorganismen binden sich dabei an sogenannte "Toll-ähnliche Rezeptoren" (TLR). Das aktiviert - wie von Beutler und Hoffmann entdeckt - die angeborene Immunabwehr und führt zu der Abwehrreaktion des Immunsystems.

Wenn Mikroorganismen diese Verteidigungslinie dennoch durchbrechen, wird die spezifische Immunabwehr eingesetzt. Mit ihren T- und B-Zellen (Lymphozyten) produziert sie Antikörper und Killerzellen, die infizierte Zellen zerstören. Die T-Lymphozyten werden durch die von Steinman 1973 entdeckte dendritische Zelle aktiviert. Während seiner Krankheit habe sich Steinman auch mit einer Immuntherapie behandeln lassen, die auf seiner Entdeckung beruhte, teilte die Rockefeller University in New York mit. Dort hatte Steinman zuletzt das Zentrum für Immunologie und Immunkrankheiten geleitet.

Der 53-jährige Beutler ist Professor für Genetik und Immunologie am Scripps-Forschungsinstitut in Kalifornien. Hoffmann, 70, war bis 2009 Leiter eines Forschungslabors in Straßburg. Hoffmanns Entdeckung erfolgte im Jahr 1996, als er Infektionen bei Fruchtfliegen untersuchte. Zwei Jahre später zeigten Beutlers Forschungen an Mäusen, dass auch Säugetiere ihre Immunabwehr ähnlich aktivieren.

Bis zum 7. Oktober werden die Preisträger für Physik, Chemie, Literatur und Frieden bekannt gegeben.