Die Juroren des Nobelpreises prüfen eine mögliche Änderung der diesjährigen Vergabe der Auszeichnung. Steinman starb vor wenigen Tagen.

Stockholm. Die schwedischen Nobel-Juroren prüfen eine mögliche Änderung bei der Vergabe des diesjährigen Medizin-Nobelpreises, weil der Forscher Ralph M. Steinman wenige Tage vor der Zuerkennung gestorben ist. Eine Sprecherin des Karolinska-Instituts sagte am Montagnachmittag, man werde dazu „eine Stellungnahme veröffentlichen“. Sie wollte auf weitere Fragen nicht antworten.

Bei der Bekanntgabe des Preises am Montagmorgen wussten die Juroren nicht, dass der Forscher aus Kanada bereits am 30. September im Alter von 68 Jahren gestorben war. Die Rockefeller-Universität in New York hatte dies aber sofort auf ihrer Internet-Seite mitgeteilt. Bei dem Forscher sei vor vier Jahren Bauchspeicheldrüsenkrebs diagnostiziert worden. Nach den bisherigen Bestimmungen der schwedischen Nobelstiftung dürfen Nobelpreise nicht an bereits tote Personen vergeben werden.

Zuvor hatte das Nobelpreiskomitee Steinman sowie die beiden Forscher Bruce Beutler und Jules Hoffmann für ihre Forschungen zur menschlichen Immunabwehr geehrt. Der Luxemburger Jules Hoffmann und der US-Mediziner Bruce Beutler erhielten den Preis gemeinsam für die Beschreibung der Prinzipien der angeborenen Immunität. Ralph Steinman wird für die Entdeckung der dendritischen Zellen geehrt, die das Immunsystem aktivieren.

Die Forschung der drei Wissenschaftler habe neue Wege für Krebs-Therapien und -Vorbeugung sowie für die Bekämpfung von Entzündungen gewiesen, begründete das Karolinska Institut am Montag in Stockholm seine Entscheidung. Das Preisgeld von zehn Millionen schwedischen Kronen teilen sich Beutler und Hoffmann gemeinsam zur Hälfte mit Steinman. Die Nobelpreise werden traditionell am 10. Dezember überreicht, dem Todestag des Stifters Alfred Nobel.

Dank der Forschung der drei Preisträger werde es möglich sein, wirksamere Arzneien gegen Bakterien zu entwickeln, was angesichts zunehmender Resistenzen gegen Antibiotika immer dringlicher werde, sagte Lars Klareskog vom Nobelkomitee. Seine Kollegin Annika Scheynius sagte, die Entdeckungen der Forscher dürften auch eine bessere Behandlung von Autoimmunerkrankungen und Asthma ermöglichen.

Der 53-jährige Beutler fand 1998 in Tierversuchen an Mäusen einen Rezeptor, der bei einem septischen Schock eine zentrale Rolle spielt. Damit konnte er beweisen, dass Fruchtfliegen und Säugetiere über eine ähnliche angeborene Immunität verfügen. Beutler forscht seit dem Jahr 2000 am Scripps Research Institute im kalifornischen La Jolla.

Der 1941 in Luxemburg geborene Biologe Hoffmann, der unter anderem in Marburg studierte, entdeckte 1996 an Fruchtfliegen ein für die Immunabwehr wichtiges Gen. Hoffmann lehrte lange Jahre an der Universität Straßburg und ist seit 1988 Mitglied der Deutschen Akademie Leopoldrina. 2004 waren Beutler und Hoffmann schon mit dem Robert-Koch-Preis geehrt worden.

Der mit 68 Jahren verstorbene Kanadier Ralph Steinman entdeckte 1973 einen neuen Zelltypus, die dendritischen Zellen. Diese können die T-Zellen aktivieren, die eine Schlüsselrolle bei der Erkennung von Fremdkörpern spielen. (reuters/dpa)