Vor 50 Jahren wurde die Stiftung mit dem Panda im Logo gegründet. Sie arbeitet eng mit der Wirtschaft zusammen - manchem Kritiker zu eng

Der Große Panda (Ailuropoda melanoleuca) ist in seinem natürlichen Lebensraum im Südwesten Chinas fast ausgestorben. Dennoch taucht der prägnante schwarz-weiße Bär ständig irgendwo auf. Ist er doch das Logo eines Global Players unter den Umweltverbänden, des World Wide Fund for Nature, kurz WWF. Die Stiftung mit Sitz in Gland (Schweiz) feiert in diesem Monat ihr 50-jähriges Bestehen. Ihr tierisches Markenzeichen ziert nicht nur sie selbst, sondern auch viele Produkte, etwa Joghurts, Wandfarbe, Autoreifen. So sorgt die Nähe zur Wirtschaft auch für kritische Stimmen zum Jubiläum.

Der kooperative Umgang mit Wirtschaftsgrößen zieht sich wie ein roter Faden durch die Organisation. Die Väter des WWF gründeten die Stiftung, um Geld für Naturschutzprojekte zu sammeln. Einer von ihnen, Max Nicholson, betonte 1961, es gelte "die noch ungenutzte Hilfsbereitschaft von Millionen Menschen, darunter viele wohlhabende und einflussreiche", zu aktivieren. "Was wir brauchen, ist keine neue Organisation, die mit der Arbeit der bereits existierenden (Naturschutz-, die Red.) Gruppen konkurriert, sondern ein neues kooperatives, internationales Projekt, das ihren Bemühungen Wirksamkeit verleiht, indem es ihnen ausreichende Finanzmittel zur Verfügung stellt", zitiert ihn der Schweizer Historiker Alexis Schwarzenbach in seinem Buch "WWF - die Biografie". Erste Adresse bei der Spendenwerbung waren Unternehmer und Adlige. Dabei half die über Jahrzehnte währende Unterstützung der WWF-Präsidenten Prinz Bernhard der Niederlande (Präsidentschaft 1962-1976) und des britischen Prinzen Philip (1981-1996). Bis in die 1980er-Jahre konzentrierte sich die WWF-Arbeit auf den Schutz charismatischer Arten wie Nashorn oder Tiger und auf den Aufbau von Naturreservaten, vor allem in Afrika.

Der ersten Herrenriege gelang es, die Bedrohung der Wildtiere so eindringlich darzustellen, dass reichlich Spendengeld floss. Das Geld finanzierte Wiederaufforstungsprojekte, die Bekämpfung der Wilderei, die Nachzucht von bedrohten Arten, den Ankauf von Land. 1978 zahlte der niederländische WWF den Löwenanteil des ersten Greenpeace-Schiffes "Rainbow Warrior". Die Regenbogenkrieger starteten als Protestgruppe: 1971 mietete sich ein kleiner Hippie-Trupp an der kanadischen Westküste einen Fischkutter, um durch seine Präsenz die damaligen amerikanischen Atomtests vor den Aleuten zu verhindern.

Später manövrierten sich Greenpeace-Aktivisten mit Schlauchbooten in Schusslinie der Harpunen von Walfängern, besetzten die ausgediente Ölplattform "Brent Spar" oder bestiegen Schornsteine. Solche Aktivitäten, die auf Konfrontation setzen, waren und sind für den WWF undenkbar. Doch auch der Panda entwickelte ein Eigenleben: Es entstanden WWF-Projekte (addiert bis heute sind es mehr als 13 000 in 150 Ländern) und Büros auf der ganzen Welt (90 in insgesamt 50 Ländern).

Spendable Unternehmer finanzierten zahlreiche Naturschutz- und Forschungsprojekte. Andere engagieren sich direkt in der Stiftung, etwa Dr. Michael Otto, derzeit Vorsitzender des Stiftungsrats von WWF Deutschland. Sie, wie auch die Mitarbeiter der WWF-Büros, folgen dem Leitsatz: Umweltschutz durch die Kooperation mit Unternehmen erreichen anstatt gegen sie.

Dies mag manchem zu weit gehen, etwa die Zusammenarbeit des WWF Deutschland mit dem Reifenhersteller Bridgestone. Dieser verwendet das WWF-Logo für einen energiesparenden Reifen. Während Kritiker fürchten, dass der Panda unter die Räder kommt, verteidigt Bernhard Bauske, Leiter der WWF-Abteilung Strategische Unternehmenskooperation, die Zusammenarbeit: "Dieses Projekt ist keine Kooperation. Wir bekommen Geld für unsere Naturschutzarbeit, und gleichzeitig werden Reifenkäufer auf den WWF aufmerksam gemacht, die sich vielleicht sonst noch nie mit Naturschutz auseinandergesetzt haben. Wir würden kein Gütesiegel für Reifen vergeben. Unser Prinzip ist: Wir nehmen Geld von Unternehmen - noch viel zu wenig - und leiten es um in den Naturschutz."

Zu den Energiespar-Reifen passt der Biokraftstoff Palmöl. Der WWF engagiert sich in der Organisation RSPO (Roundtable on Sustainable Palm Oil), die ein Gütesiegel für nachhaltiges Palmöl vergibt. Greenpeace und andere Umweltverbände halten einen Ökostempel für das tropische Öl generell für fragwürdig. Er nehme nicht den Druck von den Regenwäldern, die vor allem in Asien massiv neuen Ölpalmenplantagen weichen müssen, sondern sorge nur dafür, dass der geringe Anteil von nachhaltig produziertem Öl als Energieträger dient anstatt in Margarinen oder Waschmitteln zu landen.

"Das Siegel erfüllt nicht einmal die Mindestanforderungen für ein Ökosiegel, nämlich sicherzustellen, dass keine Urwälder vernichtet und Monokulturen sowie der Einsatz von Pestiziden verhindert werden", wettert die Artenschutzorganisation Pro Wildlife. WWF-Experte Bauske nennt das Kennzeichen einen Kompromiss zwischen den RSPO-Mitgliedern, also zwischen der Industrie, Plantagenbesitzern, Umwelt- und Sozialverbänden. Das Siegel gebe es erst wenige Jahre und müsse deutlich strenger werden. "Wir versuchen, es über Einspruchsverfahren nachzubessern, und bearbeiten parallel die Unternehmen."

Auch um die WWF-Haltung zur Gentechnik in der Landwirtschaft wird gestritten. Der Vizepräsident des WWF in den USA, Jason Clay, begrüßt sie öffentlich, der WWF Deutschland lehnt die grüne Gentechnik ab. Pressesprecher Roland Gramling begründet den Dissens mit den kulturellen Unterschieden der Büros: "In den USA wird die Gentechnik weit weniger kritisch gesehen als in Europa. Deshalb sieht das US-Büro keinen Anlass, Jason Clay zu bitten, seine Zustimmung nur als persönliche Meinung und nicht als WWF-Stimme zu äußern."

Einen solchen Konflikt müsse der WWF aushalten. Jenseits solcher Streitereien bleibt der WWF seinen Wurzeln treu. "In Amazonien wurden durch unsere Initiative neue Schutzgebiete ausgewiesen und Millionen Hektar Regenwald gerettet", sagt WWF-Vorstand Eberhard Brandes. Ein weiterer Erfolg der internationalen Arbeit, in die 80 Prozent der deutschen Einnahmen flössen, sei der Beschluss aller Staaten, in denen Tiger leben, den Bestand der Raubkatze bis 2022 zu verdoppeln.

Als Erfolge des 160-köpfigen deutschen Büros nennt Brandes das Engagement am Schaalsee, Wattenmeer und an der Ostsee. Solche Projekte sind ganz nach dem Geschmack der Gründungsväter, die die Erhaltung von Fauna und Flora, Wälder und Landschaften im Visier hatten. Sie hatten sich erträumt, dass der vom Aussterben bedrohte Panda irgendwann in Massen auftritt. Zumindest als Logo und Geldbeschaffer.

Zum Weiterlesen: "WWF - die Biografie", Alexis Schwarzenbach, Rolf Heyne Verlag, 29,90 Euro, ISBN 9-783899-104912