Intelligente Fernseher auf der IFA: Mit ihnen kann man bequem vom Sofa aus im Internet surfen oder Videos direkt vom Computer übertragen.

Berlin. Auf der IFA 2011 in Berlin führen die Hersteller bis Dienstag die Trends der Unterhaltungselektronik vor. Intelligente, vernetzte Fernseher und mobile Geräte stehen im Zentrum.

Wenn es eine klassische Produktkategorie der IFA gibt, dann sind es die Fernseher. Doch was heute unter diesem Begriff gehandelt wird, hätte sich in den Anfangsjahren der Internationalen Funkausstellung, auf der 1928 eine der weltweit ersten Live-TV-Übertragungen stattfand, wohl niemand träumen lassen. Heutzutage liefern Fernseher nicht nur hochauflösende Bilder, wahlweise in 3-D, sondern bieten sogar eigene Unterhaltungsangebote, liefern Zusatzinfos zu den Sendungen und dienen als Tor zum Internet. So kann man noch während des "Tatorts" am Sonntagabend via Facebook über den mutmaßlichen Mörder diskutieren.

Den deutschen Zuschauern kommen solche Zusatzdienste sehr entgegen, verbringen sie doch mit täglich drei Stunden und 47 Minuten so viel Zeit vor dem Fernseher wie nie zuvor. Um die Verkäufe von Flachbildfernsehern weiter zu beflügeln, haben sich die Hersteller etwas einfallen lassen. Ihre Lösung heißt in diesem Jahr Smart-TV.

Der Kunstbegriff steht für eine neue Generation "intelligenter" Fernseher. Die Auffassungen, was genau darunter zu verstehen ist, variieren von Hersteller zu Hersteller. Reicht ein Internetzugang, um einen Fernseher "smart" zu machen? Oder muss er dazu auch Videos direkt vom PC empfangen können und sich über eine iPhone-App steuern lassen? Bloß weil Smart-TV draufsteht, weiß man also noch lange nicht, was drinsteckt.

Am Beispiel des WL863G von Toshiba (ab 1400 Euro) lässt sich zeigen, was man von einem aktuellen Modell der gehobenen Preisklasse erwarten darf. Das reicht von der Internetverbindung mit Zugang zu diversen Onlinediensten und der Aufzeichnung von Inhalten auf externen USB-Datenträgern über die Einbindung ins private WLAN-Netzwerk bis hin zur verzögerungsfreien Übertragung (Streaming) von Multimediainhalten vom PC direkt auf den TV-Bildschirm. Für die nötige Rechenleistung sorgen sieben Prozessorkerne sowie ein Co-Prozessor für spezielle 3-D-Bildberechnungen.

Ein verblüffendes Novum ist die Gesichtserkennung. Das Gerät speichert bis zu vier Benutzerprofile, in denen sowohl die Lieblingssender als auch die individuelle Lautstärke hinterlegt sind. Die integrierte Kamera erkennt den jeweiligen Nutzer sofort und startet automatisch dessen Profil. Als wirklich intelligent wird sich allerdings nur der Fernseher erweisen, der es schafft, all diese Funktionen in ein intuitives Bedienkonzept zu integrieren, damit all die Vorzüge leicht zugänglich sind. Geräte, deren Potenzial man niemals vollständig wird ausschöpfen können, gibt es auf dem Markt mehr als genug.

Das Thema TV-Empfang gewinnt derzeit zusätzlich an Bedeutung: Am 30. April 2012 wird die analoge TV-Ausstrahlung via Satellit endgültig abgeschaltet. Zögernde Zuschauer müssen sich also bald entscheiden, ob sie ihr Programm künftig per Satellit, Kabel oder komplett via Internet empfangen wollen. Auch wenn immer mehr Fernseher mit integrierten Receivern ausgeliefert werden, ist man mit externen Empfängern wesentlich flexibler. Sie kosten nur einen Bruchteil eines modernen Flach-TV und lassen sich bei Bedarf einfach austauschen.

Schließlich gibt es für fast jeden Zweck eine sogenannte Set-top-Box, die auch ältere Fernseher um Funktionen wie Zugang zu Online-Videotheken und Mediatheken, elektronische Programmführer und Spiele oder Blu-ray-Laufwerke und Festplatte erweitert. So bietet die Firma VideoWeb eine kleine handliche Box namens VideoWeb TV an (etwa 150 Euro). Angeschlossen an die HDMI-Schnittstelle des Fernsehers, rüstet er diesen mit den neuesten Multimediafunktionen und Internet aus. Inhalte aus dem Heimnetz, Internet und der VideoWeb Online-Videothek werden auf den Bildschirm gebracht - ohne aufwendige Umrüstung.

Mobile Geräte sind ein zweites großes Thema auf der IFA. Hier ist Android weiterhin auf dem Vormarsch, doch auch aus dem Windows Phone-Lager gibt es Neues. Das auf der IFA vorgestellte HTC Titan besitzt einen für ein Smartphone riesigen Monitor mit einer Diagonale von 4,7 Zoll (11,93 cm). Darauf lassen sich Office-Dokumente oder Präsentationen hervorragend betrachten oder bearbeiten. Das Edelhandy besitzt eine Acht-Megapixel-Kamera auf der Rückseite, eine 1,3-Megapixel-Kamera für Videoanrufe auf der Vorderseite und macht mit seinem schlanken Gehäuse aus gebürstetem Aluminium auch optisch einiges her.

Auch der Markt für Tablet-PC bleibt in Bewegung. Die mobilen Flachmänner sind in Rekordzeit vom Statussymbol für Technikfreaks zum Massenphänomen geworden. Da ist es folgerichtig, dass Acer seinem erfolgreichen Zehnzöller A500 nun den kleinen, mit 299 Euro und 399 Euro (mit UMTS/HSDPA) preisgünstigen Bruder A100 mit Sieben-Zoll-Bildschirm (17,8 cm) hinterherschickt. Klein heißt keineswegs langsam. Das liegt neben dem Doppelkernprozessor am taufrischen Betriebssystem Android 3.2 Honeycomb, die das Iconia beim Surfen im Internet an manch größerem Modell lässig vorbeiziehen lassen.

Der A100 ist auf Spaß programmiert: Es sind bereits eine Menge Spiele an Bord, Musik- und Videowiedergabe sowie der Zugang zu sozialen Netzwerken stehen im Vordergrund. Für Schnappschüsse gibt es an der Rückseite eine Fünf-Megapixel-Kamera mit Autofokus, für Videochats eine Zwei-Megapixel-Kamera auf der Vorderseite. Natürlich gibt es auch hier den direkten Draht zum Fernseher: Über den HDMI-Port können Multimedia-Inhalte in Full-HD-Qualität auf Fernseher oder Projektor übertragen werden.

Das mobile Betriebssystem Android wird immer beliebter - mit der Android-TV-Box von Hama lassen sich lieb gewonnene Apps auch auf dem Fernseher nutzen. Die Box ist mit einem Zwei-Gigabyte-Flashspeicher ausgestattet, der mit einer SDHC-Karte, einem USB-Stick oder einer externen Festplatte beliebig erweiterbar ist (189 Euro). Darauf kann man neben den bereits vorinstallierten Apps die persönlichen Lieblingsprogramme speichern und mittels beigefügter Fernbedienung ansteuern. So wird der Fernseher nicht nur mit dem Internet, sondern auch mit Smartphones verbandelt. (abendblatt.de)