Michael Hagedorn trifft glückliche Menschen. Nicht immer, doch es gebe sie, diese glücklichen Momente im Leben von Menschen mit Demenz. Ganz bewusst sagt der Hamburger Fotograf, dessen Bilder zurzeit in der Axel-Springer-Passage zu sehen sind, Menschen mit Demenz - und nicht Demenz-Kranke. "Bei Demenz geht es nicht nur um Leiden, um eine Vorahnung des Todes, wie es das Wort 'krank' mitschwingen lässt. Ich habe oft das Gegenteil erlebt: Menschen, die mit Demenz glücklicher waren als vorher in ihrem Leben."

Zwölf Jahre ist es her, seit sich der gebürtige Baden-Württemberger aus Crailsheim auf das Thema Alter in der Fotografie spezialisiert hat; seit sechs Jahren legt er seinen Fokus darauf, Demenz ein Gesicht zu geben. Oder besser: Gesichter. Dazu reist der 45-Jährige rund um die Welt - mal zu Gefängnis-Insassen mit Demenz in die USA, dann zu Aborigines nach Australien, deren Einstellung ihn besonders fasziniert: "Sie sehen Demenz eher als Segen denn als Fluch, da ihnen der Zugang zu den Geistern erleichtert wird."

Begegnungen, die nachwirken in dem Autodidakten, der im Alter von neun Jahren mit seinen Eltern nach Hamburg-Bergedorf kam und heute mit seiner Frau Silke, 44, und den gemeinsamen Töchtern Linn, 8, und Pia, 6, in Rellingen lebt. Von ihnen, sagt er, lerne er das, was ihn auch die Menschen mit Demenz lehrten: "Genieße das Leben im Jetzt."