Manchmal tränt die Schönheit im Auge des Betrachters. Manchmal jedoch nicht. Und ganz bestimmt nicht, wenn sie unterm Mikroskop liegt. Da üben selbst gemeine Birkenpollen bloß einen erheblichen optischen Reiz aus. Dr. Carsten Schirarend , Wissenschaftlicher Leiter des Botanischen Gartens der Universität Hamburg, gerät jedenfalls ins Schwärmen, wenn er die nützlichen Plagegeister in zigfacher Vergrößerung betrachtet.

"Pollen sind schon so etwas wie Mikrokosmen", sagt der 54 Jahre alte Botaniker, "mit fantastischen Oberflächenstrukturen - den geometrischen Schneeflocken übrigens nicht unähnlich." Im Prinzip könne man allein anhand der verschiedenen Pollen ganze Pflanzengruppen und -gattungen bestimmen und natürlich auch auseinanderhalten, "denn dafür besitzen sie deutliche charakteristische Merkmale".

Das Ehepaar Schirarend, das in der Nordheide bei Handeloh wohnt und dort einen mehrere Tausend Quadratmeter großen Garten bewirtschaftet, gehört zu den glücklichen Menschen, die dem jährlichen Pollenflug gelassen begegnen können. "In meinem letzten Kurs hatte ich jedoch drei Studenten, die stark unter Heuschnupfen gelitten haben", sagt Schirarend und lächelt verschmitzt. Allerdings sei das für einen modernen Botaniker nicht so schlimm: "Später stehen die meisten doch nur im Labor und erforschen DNS-Strukturen unterm Elektronenmikroskop."