Der Nasa-Forscher Richard Hoover will fossile Überreste von außerirdischen Strukturen in Meteoriten gefunden haben.

Washington/Hamburg. Auf der Suche nach außerirdischem Leben sollen künftig neue Riesenteleskope wie das "European Extremely Large Telescope" ins All spähen, allerdings frühestens ab 2018. So lange wollen einige Forscher offenbar nicht warten, um ihren Wissensdurst zu befriedigen - deshalb suchen sie auch auf der Erde nach Belegen für Aliens. Astrobiologen nennen sich Vertreter dieser Gruppe, die zuletzt mit der Nachricht über ein Bakterium in einem kalifornischen Salzsee für Aufsehen sorgten, das sich von Arsen ernährt - anders als alle anderen irdischen Organismen. Ihre These: Es muss noch weitere, bisher unbekannte Lebensformen geben, auch im All.

Spuren solcher Organismen will nun Richard Hoover in seltenen Meteoriten entdeckt haben. Der Astrobiologe von der US-Raumfahrtbehörde Nasa veröffentlichte in dem US-Magazin "Journal of Cosmology" online Bilder, die Würmern ähnelnde Gebilde zeigen. Hoover ist überzeugt, dass es sich um versteinerte Überreste von Mikroorganismen handelt, die einst auf den Mutterkörpern der Meteoriten - Kometen, Monden oder anderen Himmelskörpern - gelebt haben könnten, falls dort Wasser in flüssiger Form vorhanden war. Bisher ist Wasser auf anderen Himmelskörpern aber nur in gefrorener Form nachgewiesen worden.

Mehr als 80 Prozent aller Meteoriten sind sogenannte Chondrite, rund 35 000 haben Wissenschaftler bisher auf der Erde gefunden. Aber gerade einmal neun dieser kosmischen Sedimentgesteine zählen zur Klasse der CI1-Chondrite. Hoover hatte Proben von den CI1-Meteoriten Alais, Ivuna und Orgeuil in Scheiben geschnitten und unter einem Rasterelektronenmikroskop untersucht.

Dabei fand er Spuren, die seiner Meinung nach sogenannten trichomen Cyanobakterien (Blaualgen) und anderen Prokaryoten wie etwa Schwefelbakterien ähneln; Lebewesen, die seit Milliarden Jahren existieren - auf der Erde. Aber nicht alle: "Einige der Strukturen sind sehr fremdartig und sehen anders aus als alles, was ich hätte identifizieren können", sagte Hoover FoxNews.com. Der Forscher weiter: "Ich habe meine Funde vielen anderen Experten gezeigt. Sie waren alle ratlos."

Hoover konnte in den Strukturen unterhalb der Messbarkeitsgrenze mittels der Röntgenspektroskopie keinen Stickstoff nachweisen. Dieser gehört aber zu den sechs essenziellen Elementen, auf denen alles bisher bekannte Leben auf der Erde basiert. In der Regel sei in biologischen Überresten aber Stickstoff nachweisbar, sogar in jahrtausendealten Mumien, so Hoover. "Wenn irgendjemand erklären kann, wie es möglich ist, dass ein biologischer Rückstand keinen Stickstoff aufweist oder Stickstoff unterhalb der Messbarkeitsgrenze, die mir vorgegeben ist, wäre ich sehr interessiert, davon zu hören." Er komme deshalb zu dem Schluss, dass die in den Meteoriten eingeschlossenen Strukturen "autochthone Fossilien" seien, also ursprünglich zu den kosmischen Körpern gehörten, lange bevor diese auf der Erde landeten. Dies scheine zu beweisen, "dass es überall Leben gibt und dass das Leben auf der Erde von anderen Planeten stammen könnte", schreibt Hoover in seinem Artikel, der auf der Website des Magazins zu lesen ist.

Kaum stand der Text im Netz, begannen die ersten Debatten; Hoover erntete zum Teil heftige Kritik: Die Veröffentlichung hätte besser zum 1. April gepasst, sagte etwa der Astrobiologe David Morrison, ebenfalls von der Nasa, "msnbc.com". Ein anderer Forscher sprach sogar von "Müll". Die Kritik machte sich an vielen Punkten fest: dass der Bericht nicht in einem renommierten Fachmagazin wie "Science" erschienen sei, dass die hinreichende Begutachtung durch andere Forscher vor der Veröffentlichung (Peer-Review) zweifelhaft sei, dass Hoover die Untersuchung der Proben nicht fachgerecht durchgeführt habe.

Doch es gab auch verhaltene Stimmen: "Es wäre wirklich schön, wenn Hoovers Behauptungen zutreffend wären", sagte Lisa Kaltenegger, Astrobiologin vom Max-Planck-Institut für Astronomie in Heidelberg. "Noch wird die Studie in der Community sehr vorsichtig und zurückhaltend behandelt."

Als habe er die Kritik geahnt, erklärte der Chefredakteur des "Journal of Cosmology", Rudy Schild, Hoover sei ein "hoch angesehener Forscher und ein Astrobiologe von vorbildlichem Ruf bei der Nasa". Die Zeitschrift habe hundert Experten eingeladen, den Bericht zu studieren und im Internet zu kommentieren.

Eine bemerkenswerte Äußerung kam ausgerechnet von einem, der schon vor langer Zeit im Weltall war. Harrison Schmitt, der 1972 als Astronaut an der Apollo-17-Mission zum Mond teilnahm und heute als Forscher an der University of Wisconsin tätig ist, sagte: "Ich wundere mich, warum so viele offenbar nicht wollen, dass das Leben auf der Erde unabhängig entstanden ist. Sie ist der Platz, den wir am besten kennen, und es gibt Beweise, dass hier schon vor dreieinhalb Milliarden Jahren die Bedingungen existierten, um das Leben entstehen zu lassen. Wir müssen einfach nur herausfinden, wie es geschah."