An manchen Tagen, sagt Sabine Ohlrogge, seien ihr die Toten lieber als die Lebenden. Nicht dass sie so eine mit einem schwarzen VW-Bus mit abgedunkelten Scheiben sei, schiebt die 34-Jährige gleich hinterher und lacht. Nein, ihr Peugeot sei ganz normal und "gut einsehbar". Doch ihr Beruf ist nun einmal ihre Leidenschaft, und als Anthropologin hat sie auch immer wieder mit Toten zu tun. "Eine friedvolle Arbeit, die Arbeit mit Knochen", sagt sie. Häufig könne sie dazu beitragen, etwas aufzuklären - ein Verbrechen etwa oder Wissenswertes über einen lang verstorbenen Menschen.

Wie im Fall der Moorleiche Moora, der sie als eine von fünf Wissenschaftlerinnen jetzt ein Gesicht gab. Dabei kommt die Freiberuflerin, die vor ihrem Studium Krankenschwester war, derzeit nur wenig zum Arbeiten, denn ihre beiden Söhne (18 und sechs Monate alt) halten sie gut auf Trab. Lesen, Radfahren, Laufen, gar ein Besuch in der Hamburger Innenstadt sind für die gebürtige Reinbekerin deshalb sehr selten geworden. Gut, dass ihr Mann Nils, 36, mit dem sie in Curslack lebt, einen ebenso "knochenharten" Beruf hat: Er ist Landwirt. Ihn grusele es auch kein bisschen vor ihrem Beruf, sagt sie.

Andere mögen von den Fähigkeiten der Wissenschaftlerin zur Erkennung von Gesichtsmerkmalen nicht gänzlich begeistert sein. Denn Sabine Ohlrogge hilft auch häufig vor Gericht - beim Vergleich von Radarfallen-Fotos.