Jeder Autor schöpft mehr oder weniger verklausuliert aus seinem Leben. Ihr Alltag bietet Karen Duve ein reichhaltiges Reservoir für Geschichten. Die gebürtige Hamburgerin hat sich nach einer abgebrochenen Laufbahn als Steuerinspektorin das Schreiben mit Stipendien und Preisen und allerlei skurrilen Erwerbstätigkeiten finanziert. Mal arbeitete sie in einer Hundeleinenfabrik, mal auf einem Tierfriedhof, 13 Jahre lang fuhr sie Taxi. Das alles traut man der großen und kräftigen Frau mit dem "herben" Blick aufs Leben sofort zu. Mit ihrem Debüt "Regenroman" landete sie 1999 einen Hit.

Als ihr kleiner Privatzoo immer größer wurde, zog sie aus der Stadt in ein Bahnhofshäuschen bei Brunsbüttel. Heute lebt die 49-Jährige 60 Kilometer östlich von Berlin auf einem Hof mit einem Pferd, einem Muli, einem Esel, zwei Katzen und Hühnern.

Als sie Taxi fuhr, war sie noch Stammgast an der Imbissbude. Inzwischen hat sich Duve den Kopf über eine moralisch vertretbare Ernährung zerbrochen, wählte sich selbst als Versuchskaninchen und schrieb ein Buch darüber. Natürlich in ihrem lakonischen Ton, mit dem sie schon Episoden mit ungehobelten Taxikunden ("Taxi") oder Beziehungsprobleme ("Dies ist kein Liebeslied") erzählt hat. Karen Duve hat sich für die dörfliche Einsiedlerexistenz entschieden. Fragt man nach ihrem sozialen Leben, reagiert sie empört: "Ich bin Schriftstellerin."