::Wie eine unsichtbare Schutzhülle umspannt das Magnetfeld die Erdkugel und schirmt sie vor gefährlicher kosmischer Strahlung ab: Diese Hülle besteht aus magnetischen Feldlinien, die, vereinfacht dargestellt, aus dem Südpol heraus in den Nordpol hineinweisen. Wo die Feldlinien annährend wie am Äquator parallel zur Oberfläche verlaufen, ist die Schutzwirkung am stärksten. Schwachstellen gibt es an den Polen. Dort kann die Strahlung weiter in die Atmosphäre eindringen und elektrisch reagieren: Das Polarlicht entsteht.

Der magnetische Nordpol stimmt im Übrigen nicht mit dem geografischen überein, sondern liegt derzeit im nördlichen Kanada. Kompassmessungen müssen daher immer um die Abweichung korrigiert werden. Und: Die Lage des magnetischen Nordpols verändert sich jährlich und wandert derzeit Richtung Sibirien. Ähnlich wie bei der langsamen Abschwächung der Magnetkraft vermuten viele Wissenschaftler daher, dass sich das sogenannte Dipolmagnetfeld eines Tages umkrempeln könnte.

Doch welche Folgen könnte eine Polumkehr haben? Das ist in der Wissenschaft umstritten. Möglicherweise sind sie gering, die Erde habe es ja schon einige Male erlebt. Möglicherweise sind sie aber auch fatal - zumal wenn eine Umpolung innerhalb weniger Jahre geschieht, wie eine Theorie dazu besagt. Zunächst würden Kompassnadeln verrückt spielen, klassische Navigation für Flugzeuge und Schiffe wäre erledigt. Doch viel gravierender wäre, dass unmittelbar vor einer Umpolung das Magnetfeld stark seine Schutzschildfunktion einbüßen würde.

Strahlung aus dem All träfe auf die Erde, könnte bei Pflanzen und Lebewesen ähnlich wie radioaktive Strahlung zu Mutationen und Krankheiten führen. Satelliten würden durch die Strahlung zerstört, GPS wirkungslos, und selbst komplette Stromnetze könnten lahmgelegt werden. Ein globales Schreckenszenario, das allerdings noch reichlich spekulativ ist. "Der Zeitraum von 170 Jahren einer verlässlichen Messung der Stärke des Erdmagnetfeldes ist noch viel zu kurz, um daraus Rückschlüsse auf eine schnelle Umpolung zu ziehen", warnt Geoforscher Joachim Linthe.

Oder anderes: Es kann passieren, muss aber nicht.