Schon im ersten Lebensjahr sorgen Hormone dafür, dass sich das männliche Gehirn anders formt als das weibliche. Eltern, die nach einer Tochter einen Sohn bekommen, registrieren erstaunt, dass der kleine Junge anders reagiert, anders auf Stimmen hört, anders laufen lernt. Im Kindergarten interessiert er sich für andere Spiele als die Schwester. Als Erstklässler gibt es für ihn nichts Schrecklicheres, als mit Mädchen verglichen zu werden.

In der frühen Adoleszenz vom elften bis zum 15. Lebensjahr nimmt die Synapsendichte im Jungen-Gehirn rapide ab, sagt der Kinder- und Jugendarzt Dr. Klaus Skrodzki. Gleichzeitig steigt der Testosteronspiegel - auf ein Niveau, das 800 Prozent über dem der Kleinkindphase liegt. Das Hirn reagiert mit Ablenkbarkeit, dem sogenannten "sensation seeking": Sie sind auf der Suche nach Anregung und sozialer Belohnung, vor allem durch Gleichaltrige. Dagegen ruft zum Beispiel Zimmeraufräumen bei ihnen schlagartig Apathie hervor.

Auch in der mittleren Adoleszenz (15 bis 17 Jahre) will ein Junge alles ausprobieren. Ein 15-Jähriger musste von seiner Mutter von der Polizeiwache abgeholt werden - er war mit Vaters Pistole aufgegriffen worden. Warum? Er wollte sie seinen Freunden zeigen. Nervenkitzel stimuliert das Belohnungssystem im Gehirn von Jungen. Längst haben sie ihr Geschlecht entdeckt, fühlen sich damit aber oft überfordert. Der Wunsch nach Zärtlichkeit wird von dem Wunsch überlagert, cool zu wirken.

Erst zwischen 18 und 21 Jahren reift bei den Jungen der frontale Cortex: Es ist der Teil des Gehirns, der die Verarbeitung von Emotionen und Eindrücken stützt. Der Jugendliche kann die eigene Kraft jetzt besser dosieren, er entwickelt auch mehr Hemmmechanismen. Er kann besser übersehen, wann er zu viel getrunken hat, um noch Auto zu fahren. Statistisch jedenfalls. Mit etwa 23 Jahren, davon gehen Verhaltensforscher und Neurologen aus, tritt eine Normalisierung ein.