Sechs Träger ziehen sich aus Hamburger Patientenportal zurück

Hamburg. Es war ein Pionierprojekt, das bundesweit große Beachtung fand: 2007 rief ein Verbund aus Beratungseinrichtungen und Krankenhäusern den Hamburger Krankenhausspiegel ins Leben, ein Internetportal, auf dem mittlerweile 27 Hamburger Kliniken ihre Behandlungsqualität bei zwölf Krankheitsbildern offenlegen. Rund 1,2 Millionen Aufrufe verzeichnete die Seite seit Bestehen.

Jetzt beenden sechs Träger - darunter die Ärztekammer Hamburg, die Verbraucherzentrale und die Techniker Krankenkasse (TK) - ihr Engagement. Der Grund: Seit die 27 Kliniken allein durch die Hamburgische Krankenhausgesellschaft (HKG) vertreten würden, funktioniere das Miteinander "nicht mehr reibungslos", die neue Ausrichtung stimme nicht mehr mit den ursprünglich beschlossenen Zielen überein, heißt es in einer gemeinsamen Erklärung. "Wir haben den Eindruck, dass die HKG den Krankenhausspiegel zu einer Werbeplattform der Krankenhäuser machen will", sagt Christoph Kranich von der Verbraucherzentrale.

Dem Ausstieg ging offenbar ein monatelanger Streit voraus

Zum Bruch kam es, weil die HKG die Klinikdaten auf dem Portal nicht durch Einschätzungen von Patienten erweitern will. Genau das sei aber im Konsens mit den Kliniken beschlossen worden, sagt Kranich. Einige Kliniken und Krankenkassen, darunter auch die TK, befragen Patienten schon seit Längerem nach dem Erfolg einer Behandlung in bestimmten Kliniken und veröffentlichen die Ergebnisse auf ihren Websites. Die Aufnahme dieser Ergebnisse in den Krankenhausspiegel verweigert die HKG aber mit der Begründung, die Patienteninformationen könnten die Klinikdaten verwässern. Die derzeit in Hamburgs Krankenhäusern eingesetzten Befragungsinstrumente seien "nicht ohne Mängel zu vereinheitlichen" und könnten "nicht vergleichend dargestellt werden".

Dem Ausstieg der sechs Träger ist offenbar ein monatelanger Streit vorausgegangen. Früher hätten die Kliniken jeweils einen Qualitätsmanager in die Projektgruppe entsandt, sagt Angelika Schwabe, Leiterin der Hamburger TK-Vertretung. Obwohl die Kliniken eine eindeutige Stimmmehrheit gehabt hätten, habe man immer einvernehmlich entschieden. "Seit die HKG die Kliniken vertritt, haben wir aber nicht mehr über Inhalte gesprochen, sondern nur noch über Stimmrechte." Sie befürchte, dass sich der Hamburger Krankenhausspiegel künftig auf überwiegend unkritische Qualitätsergebnisse der Kliniken beschränken werde.

Die sogenannten EQS-Daten der Krankenhäuser seien zwar korrekt, sagt Schwabe, es komme jedoch auf die Auswahl an. Wenn eine Klinik schlecht bei einer bestimmten Behandlung abschneide, könne sie darauf drängen, das nicht im Krankenhausspiegel abzubilden: "Was dort veröffentlicht wird, entscheidet die HKG."

Die HKG teilt mit, der Krankenhausspiegel werde in "seiner bewährten Form weitergeführt". Die Neutralität der Daten sei "unzweifelhaft".