Veraltete Technik und mangelnde Transparenz erhöhten das Risiko. Währenddessen erreicht das Öl aus dem Golf den ersten See

Golf von Mexiko/Straßburg. Veraltete Technik und mangelnde Transparenz: Die Gefahr von Umweltkatastrophen durch austretendes Öl wird sich nach Expertenansicht in Zukunft noch vergrößern. Trotz des Desasters nach der Explosion der Ölplattform "Deepwater Horizon" im Golf von Mexiko gebe es Pläne für immer tiefere Bohrungen in schwierigen Meeresgebieten, schreibt Arne Jernelov vom Stockholmer Institut für Zukunftsstudien im Fachmagazin "Nature". Ein großes Problem ist seiner Ansicht nach, dass die Informationen über Ölaustritte nicht zentral ausgewertet und zugänglich gemacht werden. Dringend nötig seien eine bessere internationale Zusammenarbeit und intensivere Forschung. Nationale und internationale Regeln müssten verschärft und die Einhaltung strenger kontrolliert werden.

Das befürwortet auch EU-Energiekommissar Günther Oettinger. Er sprach sich gestern im Europaparlament in Straßburg für eine "Kontrolle der Kontrolleure", also eine europäische Aufsicht über die nationalen Behörden aus. Zudem könnte die Europäische Agentur für die Sicherheit des Seeverkehrs in Lissabon mehr Macht erhalten. Oettinger fordert einen vorläufigen Stopp von neuen Tiefsee-Ölbohrungen, um Unfälle vor Europas Küsten zu verhindern. In der heutigen Situation würde "jede verantwortliche Regierung" neue Genehmigungen für Bohrungen "unter extremen Bedingungen" einfrieren. "Das kann de facto ein Moratorium für neue Bohrungen bedeuten."

Währenddessen hat das Öl aus dem Golf von Mexiko den Lake Pontchartrain im US-Bundesstaat Louisiana erreicht: Ein knapp 800 Kilogramm schmieriger Klumpen wurde bisher aus dem Wasser gefischt. Der rund 1550 Quadratkilometer große See ist an mehreren Stellen mit dem Golf von Mexiko verbunden. In der Golfregion erschwerte stürmisches Wetter das Eindämmen des Ölstroms. So wird ein drittes Schiff zum Absaugen des Öls am Meeresboden nun frühestens am Freitag einsatzbereit sein. Ursprünglich sollte es bereits am Mittwoch über eine Leitung mit einem Container verbunden sein, der über der sprudelnden Quelle sitzt.