Die 53 Neuronen im Stammhirn der Tauben verarbeiten die magnetischen Informationen zu einer Art GPS-System. Vieles ist aber noch unklar.

Houston/Berlin. Tauben haben einen Navi aus speziellen Nervenzellen im Hirn. Die entdeckten 53 Neuronen im Stammhirn verarbeiten die magnetischen Informationen zu einer Art GPS-System. Dafür nutzen die Tiere Intensität, Höhe und Größe des Erdmagnetfelds. Die Ergebnisse ihrer Untersuchungen veröffentlichten Le-Quing Wu und David Dickman von der Medizinischen Universität Houston (Texas) im Fachjournal „Science“.

Forscher versuchen immer wieder, die herausragenden Fähigkeiten von Vögeln bei der Orientierung nachzuvollziehen. Dass dabei das Magnetfeld der Erde genutzt wird, ist gesichert. Das Erdmagnetfeld hat eine Stärke von 50 Mikro-Tesla – das ist etwa 10 000 Mal schwächer, als ein Magnet zum Anheften von Notizen an einer Pinnwand. Mit welchem Organ die Tiere aber die Informationen wahrnehmen und verarbeiten, ist unklar.

Für ihr Experiment setzten die US-Forscher sieben Tauben in einen vom Magnetfeld der Erde abgeschirmten und völlig dunklen Raum. Während ein künstliches Magnetfeld hoch und runtergefahren wurde, konnten die Neurowissenschaftler Veränderungen im Hirn der Vögel messen. Dabei identifizierten sie Neuronen, die auf die unterschiedlichen Magnetstrahlungen reagierten.

Erst vor kurzem kam ein Forscherteam um David Keays vom Institute of Molecular Pathology (IMP) in Wien zu dem Schluss, dass der Sensor nicht – wie von anderen Wissenschaftlern angenommen – im Schnabel der Tiere sitzt. Wo der Sinn für das Magnetfeld genau sitzt, ist daher weiter umstritten. (abendblatt.de/dpa)