Äthiopien hat der Malaria den Kampf angesagt. Millionen Menschen leben immer noch in Angst, den nächsten Fieberschub nicht zu überleben.

Addis Abeba. „Vor zehn Jahren hatte ich erstmals Symptome: Mein ganzer Körper hat gezittert, ich hatte schlimme Kopfschmerzen und Fieber“, sagt der Äthiopier Abebaw Belai. Sofort sei ihm klar gewesen, dass er sich mit Malaria infiziert hat. Der 45-Jährige, der als Wächter seinen Lebensunterhalt verdient, versucht zu lächeln, aber es schwingt Sorge in seiner Stimme mit: „Jedes Jahr kommt die Krankheit wieder. Und jedes Jahr habe ich Angst, dass ich sterben werde.“

Am 25. April ist der Welt-Malaria-Tag. Im ostafrikanischen Äthiopien ist Malaria die am weitesten verbreitete Infektionskrankheit – auch wenn sie seit einiger Zeit auf dem Rückmarsch ist. Einem Bericht des Kinderhilfswerks Unicef von 2007 zufolge ist die Seuche für 20 Prozent aller Todesfälle von Kindern unter fünf Jahren verantwortlich.

„75 Prozent der Landesfläche zählt als Ansteckungsgebiet, 68 Prozent der Bevölkerung leben in Risikoregionen“, sagt Unicef-Malariaexperte Dereje Muluneh. Nur Gebiete im Hochland, die mindestens 2000 Meter über dem Meeresspiegel liegen, sind Malaria-frei. Dazu gehört auch die Hauptstadt Addis Abeba.

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Belai wurde hingegen auf dem Land geboren. „In meiner Heimatregion gibt es keine Ärzte. Es ist ganz normal, an Malaria zu sterben“, betont er. Er lebt, weil er mit seiner Familie in die Stadt Bahir Dar am Tana-See gezogen ist und bei jedem Malaria-Anfall sofort in ein Krankenhaus gehen kann, wo er unter anderem überlebenswichtige Medikamente mit dem Wirkstoff Chinin erhält. Seine Frau und eine seiner beiden Töchter leiden ebenfalls an der Tropenseuche.

Wer in Nordäthiopien nach Malaria-Patienten Ausschau hält, muss nicht lange suchen. „Ich kenne kaum jemanden, der keine Malaria hat“, erklärt die Köchin Yirbab Esubalow. „Die Krankheit ist wirklich schrecklich, besonders die Kopfschmerzen sind kaum auszuhalten.“ Deshalb will sie ihren fünfjährigen Sohn vor dem gleichen Schicksal bewahren: Der Kleine schläft unter einem imprägnierten Moskitonetz und die 24-Jährige versucht, ihre Hütte so sauber wie möglich zu halten und in der Regenzeit Wasseransammlungen zu vermeiden, in denen die Mücken mit Vorliebe ihre Eier ablegen.

Schwere Epidemien traten bisher zyklisch alle fünf bis acht Jahre auf. Die letzte große Malaria-Epidemie gab es 2003, als 16 Millionen Menschen unter der Seuche litten – sechs Millionen mehr als in einem „normalen“ Jahr. Rund 114 000 Äthiopier fielen der Krankheit in nur neun Monaten zum Opfer.

Die am weitesten verbreiteten Malaria-Arten in Äthiopien sind die Malaria tertiana (ausgelöst durch den Erreger Plasmodium vivax) und die äußerst gefährliche Malaria tropica (Plasmodium falciparum). Letztlich ist es nicht die Anapholes-Mücke, die die Krankheit auslöst, sondern ein winziger Parasit. Dieses Plasmodium gelangt durch die Speicheldrüsen der Moskitos in die Blutbahn der Menschen.

Zahlreiche Organisationen versuchen seit Jahren, die Malaria in Äthiopien in den Griff zu bekommen. Gründliche Aufklärungsarbeit und Erziehung zu gesünderer Ernährung und besserer Hygiene zeigen schon Wirkung. Seit 2005 wurden zudem landesweit Millionen von mit Insektizid behandelten Moskito-Netzen verteilt. Die Aktion, die die äthiopische Regierung zusammen mit dem Globalen Fonds zur Bekämpfung von Aids, Tuberkulose und Malaria (GF) und der Weltbank durchführte, hat bereits vielen Kindern das Leben gerettet.

„Jüngste Studien zeigen einen Rückgang in der Zahl der Erkrankungen und Todesfälle“, sagt Scott Filler, Malaria-Experte des Globalen Fonds. „Die Gründe hierfür können klimatisch bedingt sein, liegen aber wahrscheinlich in der aggressiven Aufstockung der Interventionen.“ Allein der GF hat in den vergangenen Jahren mehrere hundert Millionen Dollar für die Malaria-Bekämpfung am Horn von Afrika locker gemacht.

Nun macht auch die Regierung in Addis Abeba mobil: Mittels eines nationalen strategischen Fünf-Jahres-Plans will das Land die Krankheit bis 2015 weitgehend ausrotten. Wo sie weiterhin vorkommt, soll den Betroffenen durch umfangreiche Maßnahmen das Überleben gesichert werden.

Der Student Endale Atanaw hofft unterdessen, die Krankheit besiegt zu haben. „Meinen letzten Anfall hatte ich vor zwei Jahren, seitdem geht es mir gut“, erklärt der 20-jährige Nordäthiopier. „Früher habe ich schlecht gegessen, aber heute achte ich auf Qualität und sauberes Wasser. Ich glaube, das hält mich gesund.“ Seine Mutter hatte weniger Glück – sie starb vor zehn Jahren an einem Malaria-Schub.