Die Saison der Blutsauger beginnt. Wie man sich schützen kann

Hamburg. Zecken sind so klein wie ein Stecknadelkopf - und doch können sie großen Ärger machen. Von Mai bis Oktober sind Zecken besonders aktiv. Es gibt verschiedene Arten: Besonders verbreitet ist der Gemeine Holzbock, ihn findet man auch in Hamburg. In anderen Regionen, etwa in Berlin, tauchten zuletzt auch vermehrt Exemplare der Auwaldzecke auf. Was Sie über die braunen Biester wissen sollten - das Abendblatt beantwortet die wichtigsten Fragen.

Wo leben Zecken?

Zecken findet man in städtischen Gärten und Parks ebenso wie in der freien Natur. Dort leben sie auf Gräsern, in Gebüschen und im Unterholz. Mit speziellen Organen an ihren Vorderbeinen können sie "riechen", wenn sich ein Mensch nähert. Sobald ihr Opfer sie streift, krallen sie sich schnell an diesem fest. Hartnäckig hält sich die Vorstellung, Zecken könnten springen oder sich auf ihr Opfer fallen lassen. "Tatsächlich fallen Zecken nicht von Bäumen, weil sie in der Regel nicht höher als 70 Zentimeter klettern", sagt Dr. Andreas Krüger, Insektenkundler bei der Bundeswehr-Außenstelle am Bernhard-Nocht-Institut in Hamburg. Es müsse also niemand Angst haben, unter Bäumen zu spazieren oder zu sitzen.

Wie kann man sich schützen?

Lange Hosen, die bis über die Schuhe gehen, verhindern, dass Zecken sich am Bein festkrallen. Wer dennoch lieber kurze Hosen anziehen möchte, sollte seine Beine mit einem Zecken abweisenden Spray behandeln, das den Wirkstoff DEET enthält, empfiehlt Andreas Krüger. Als Nebenwirkungen können Hautreizungen auftreten. Für Kleinkinder sind die Sprays nicht geeignet. Nach einem Ausflug soll man sich gründlich absuchen, insbesondere in den Kniekehlen, unter den Armen, am Hals, im Schritt, im Nacken, hinter den Ohren und auf dem Kopf.

Wie entfernt man eine Zecke?

Mit einer möglichst spitz zulaufenden Pinzette packt man die Zecke vorsichtig an ihrem Leib und zieht sie langsam nach oben aus der Haut, ohne dabei zu drehen. Noch besser eignen sich spezielle Zeckenpinzetten mit gebogenen Enden oder sogenannte Zeckenkarten aus der Apotheke, die man unter den Leib bis zum Genick der Zecke schiebt, um den Blutsauger dann aus der Haut zu hebeln. "Auf keinen Fall sollte man die Zecke quetschen oder Mittel wie Öl über sie träufeln", sagt Andreas Krüger. "Denn das versetzt die Zecke in einen Stresszustand und bringt sie dazu, ihren Mageninhalt, der Erreger enthalten kann, in die Haut abzugeben."

Welche Krankheitserreger können Zecken übertragen?

Erstens Borrelien. Das sind Bakterien, die eine Borreliose auslösen können. Zweitens Viren, die eine Frühsommer-Meningoenzephalitis (FSME) verursachen. In Hamburg besteht nur ein Risiko für Borreliose. Allerdings sind nur fünf bis 35 Prozent der Zecken mit Borrelien infiziert; außerdem überträgt nicht jede befallene Zecke die Erreger auch zwangsläufig. Deshalb infiziert sich nur ein geringer Prozentteil der Gestochenen. Wichtig: Zecken übertragen Borrelien in der Regel erst zwölf bis 24 Stunden nach dem Stich. "Wird die Zecke innerhalb eines Tages entfernt, muss man sich also keine Sorgen machen", sagt Andreas Krüger. FSME hingegen übertrage die Zecke in der Regel sofort, wenn sie mit dem Saugen beginne. Risikogebiete für FSME gibt es dem Robert-Koch-Institut zufolge bisher hauptsächlich in Baden-Württemberg und Bayern sowie vereinzelt in Rheinland-Pfalz, Hessen und Thüringen. Eine aktuelle Karte der FSME-Risikogebiete findet sich im Internet unter: www.rki.de

Woran erkennt man eine Infektion?

Bei Borreliose bilde sich innerhalb von Wochen häufig eine wandernde rote Stelle um den Stich, sagt Heide Horn, Ärztin am Impfzentrum Hamburg. Behandelt wird die Infektion mit Antibiotika. Die Symptome der FSME ähneln einer Grippe mit Kopfschmerzen und Fieber. Bei zehn Prozent der Betroffenen führt FSME zu einer Gehirnhautentzündung (Enzephalitis). Schützen kann man sich mit einer Impfung. "Sie ist zu empfehlen, wenn man sich in Risikogebieten in der Natur aufhält."

Was ist zu tun, wenn Hunde oder Katzen Zecken haben?

Zecken übertragen die Krankheitserreger auch bei Tieren erst ab zwölf Stunden nach dem Stich, sodass man sie auch hier möglichst schnell entfernen solle, rät Prof. Thomas Schnieder, Direktor des Instituts für Parasitologie an der Tierärztlichen Hochschule Hannover. Bei Hunden ist eine Borreliose-Infektion möglich, kommt aber seltener vor als beim Menschen. Tödlich ist die Infektion für Hunde nicht, sie kann aber wie beim Menschen zu Gelenkschmerzen führen. Wenn ein Hund an Borrelien erkrankt, taucht um die Stichstelle jedoch keine Rötung auf, sodass Halter eine Infektion nur vermuten können, wenn der Hund lahmt. Zur Vorbeugung soll man Hunde zu Beginn der Zeckensaison mit einem speziellen Zeckenmittel behandeln, dass die Parasiten abweist und tötet.

Katzen könnten zwar ebenso Zecken haben, es gebe bei ihnen jedoch keine Erkenntnisse über Borreliose, sagt Schneider. Dennoch sei es ratsam, sie mit einem Zecken abweisenden Mittel zu behandeln.