Ende April werden die analogen Satelliten abgeschaltet. Was man technisch tun muss, um ab Mai nicht in die Röhre zu gucken.

Hamburg. Wer noch immer die mehrmals pro Stunde eingeblendete Laufschrift mit Informationen zum Umstieg von analoger auf digitale Satellitentechnik auf seinem Fernseher sieht, sollte schleunigst handeln. Mehr als eine, aber "deutlich weniger als zwei Millionen Haushalte" betrifft dies, schätzt Klaus Hofmann vom Projektbüro klardigital. Seit einem Jahr machen er und seine Kollegen darauf aufmerksam, dass am 30. April die analogen Satelliten abgeschaltet werden. Wer bis dahin nicht umgestiegen ist, dessen TV-Bildschirm bleibt schwarz.

Unter Umständen sind Arbeiten an der Satellitenschüssel nötig, die möglichst ein Experte durchführen sollte. Stichproben haben ergeben, dass manche Handwerksbetriebe aber schon auf mehrere Wochen hinaus ausgebucht sind. Wer also jetzt nicht aktiv wird, bleibt ab 1. Mai ohne Fernsehempfang.

Ganz entspannt sein können Zuschauer, die ihre Fernsehprogramme über digitale Antennentechnik oder über Kabelnetze bekommen oder bereits mit digitaler Satellitentechnik ausgestattet sind. Das ist außer an den eingeblendeten Laufschriften, die nur Haushalte mit analoger Empfangstechnik erreichen, über die Videotextseite 198 von Das Erste und ZDF sowie RTL, Sat.1 und ProSieben zu sehen.

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Wer noch ganz auf analog eingestimmt ist, muss unter Umständen technisch aufrüsten. Die Schüssel auf dem Dach kann weiter verwendet werden. Der unter der Schüssel nach vorn ragende rauscharme Signalumsetzer (LNB) sollte den Frequenzbereich zwischen 11,7 und 12,75 Gigahertz abdecken. Die Daten dazu finden sich entweder auf dem Typenschild am Gerät oder im Datenblatt. Ein neuer LNB ist schon ab zehn Euro zu haben.

Bei größeren Anlagen ist zudem noch der Multischalter, über den mehrere Fernseher mit den TV-Signalen versorgt werden, von einem Fachmann auszutauschen. Kostenpunkt: etwa 50 Euro. Schwierig und zeitraubend ist der Umstieg bei Gemeinschaftsanlagen für ganze Wohnblocks. Hier müssen der Eigentümer oder die Wohnungsbaugesellschaft aktiv werden.

In den Mietverträgen steht oft ein Passus, dass der Vermieter den TV-Empfang sicherstellt - mehr allerdings nicht. Einerseits muss er grundsätzlich die Kosten für die Umrüstung tragen, andererseits aber kann er die Miete erhöhen, wenn sich das TV-Angebot verbessert. Ob das durch die bloße Umstellung von analog auf digital schon erfolgt, ist rechtlich umstritten.

Bleibt noch der Austausch des Receivers. Von der Anschaffung eines Billig-Modells für 30 Euro ist abzuraten. Die Geräte können zwar digitale Programme empfangen, aber nicht in hoher High Definition (HD)-Auflösung. Es ist jedoch nur eine Frage der Zeit, bis auch die Aussendung von Programmen in Standard-Qualität eingestellt wird.

HD liefert zudem das deutlich bessere Bild. Das dürfte gerade 2012 zur Geltung kommen, wenn Sender die Olympischen Spiele, die Fußball-Europameisterschaft oder Kinofilme wie "Avatar" in HD-Qualität an die TV-Geräte schicken. Auch die Vielfalt an HD-Programmen ist deutlich gewachsen (siehe unten).

Um all diese Programme empfangen zu können, muss es außerdem ein Flachbildfernseher mit "HD ready"- oder gleich "Full HD"-Technik sein. Die alten Röhrenmodelle kommen damit nicht zurecht. Bei der Wahl eines Receivers ist zu beachten, dass sich die öffentlich-rechtlichen HD-Programme grundsätzlich nicht nur wiedergeben, sondern auch aufzeichnen lassen, ebenso die der Privatsender - diese allerdings nur in Standardauflösung. Wer mehr will, muss für einen Receiver auch mehr bezahlen. Nur mit den teureren Modellen können Zuschauer zusätzlich verschlüsselt übertragene HD-Sendungen ansehen und aufzeichnen.

Zu den codierten Programmen gehören die der Privatsender, die über die HD+-Plattform laufen, sowie die Kanäle des Pay-TV-Anbieters Sky. Es ist ratsam, beim Fachhändler nachzufragen, welches Receivermodell was leisten kann. Grundsätzlich aber gilt: Geräte zwischen 60 und 90 Euro können nur unverschlüsselte Programme aufnehmen. Receiver für etwas mehr Geld verfügen zwar nicht über eingebauten Aufnahmespeicher, können Sendungen aber über eine USB-Schnittstelle auf einer externen Festplatte ablegen.

Zwischen 150 und 250 Euro kosten Modelle mit eingebauter Festplatte, auf die sich aufgezeichnete Sendungen bequem ablegen lassen. Bei den günstigeren Modellen dieser Klasse gilt das nur für unverschlüsselt übertragene, bei den teureren auch für codierte Sendungen. Doch selbst dann gibt es einen Haken: In den meisten Fällen können Zuschauer die im Receiver gespeicherten Aufnahmen nicht weiter bearbeiten, da sie nur verschlüsselt vorliegen. Selbst ein Vorspulen bei der Wiedergabe ist nicht möglich - um die Werbeblöcke nicht überspringen zu können.

Wer also die aufgezeichneten Sendungen gern archivieren möchte, sollte darauf achten, dass sie möglichst als eine zusammenhängende Datei vorliegen und sich auch wieder aus dem Receiver befreien lassen, zum Beispiel über einen USB-Anschluss. Wer zudem eine Sendung ansehen und gleichzeitig eine andere aufnehmen möchte, sollte sich einen Receiver mit zwei oder mehr Tunern ("Twin-Tuner") zulegen.

Ab 350 Euro gibt es Geräte, die zusätzlich noch Blu-ray-Disks abspielen können. Fast alle dieser Modelle können aber wiederum keine unverschlüsselten Programme aufzeichnen. Zum Empfang, zur Aufzeichnung und Weiterverarbeitung wirklich aller Programme bietet der Handel keine fertige Lösung an.

Für Zuschauer, die partout nicht auf die digitale Satellitentechnik umsteigen möchten, bleiben drei Auswege: zum einen der TV-Empfang via Internet. Dafür muss aber eine schnelle DSL-Leitung bereitstehen. Zum Zweiten der Empfang über DVB-T, wenn auch mit eingeschränkter Programmvielfalt. Empfangsboxen für das digitale Antennenfernsehen kosten etwa 30 Euro, dazu kommt eine Zimmerantenne, die ebenfalls ab 30 Euro zu haben ist. Wer abseits großer Städte wohnt, muss sich unter Umständen eine teurere Dachantenne anschaffen.

Der dritte Weg ist der Wechsel vom Satelliten- zum Kabelempfang. Betreiber wie Kabel Deutschland haben die Gelegenheit genutzt und intensiv verunsicherte Satelliten-Nutzer umworben. Zu den neuesten Angeboten gehören zum Beispiel Komplettpakete, die nicht nur digitales HD-Fernsehen, die Bereitstellung eines Receivers und die Verkabelung im Haus umfassen. Möglich ist zudem, die Satellitenschüssel gleich abbauen und entsorgen zu lassen.