Mit der bisher größten Analyse von Galaxienbildern zeigt ein britisch-kanadisches Astronomenteam, wie sich die rätselhafte Substanz im All verteilt.

Austin. Ein britisch-kanadisches Astronomenteam hat die bislang größte Karte von dunkler Materie im Weltraum erstellt. Die geheimnisvolle, unsichtbare Masse bildet demnach ähnlich wie die sichtbare Materie ein kosmisches Netz aus Knoten und fadenförmigen Strukturen.

Wie die Forscher auf dem Jahrestreffen der amerikanischen Astronomengesellschaft AAS in Austin (US-Bundesstaat Texas) berichteten, hatten sie für ihre Studie in vier Himmelsregionen das Licht von zehn Millionen fernen Galaxien analysiert, die bis zu sechs Milliarden Lichtjahre entfernt sind. Die Signale dieser Objekte hatte eine 340-Megapixel-Spezialkamera des Canada-France-Hawaii Telescope in den vergangenen fünf Jahren aufgefangen. Astronomen und Astrophysiker sind der dunklen Materie schon seit Jahrzehnten auf der Spur - die Existenz dieses Stoffes konnte bisher aber noch niemand beweisen. Ohne die dunkle Materie lässt sich das Universum allerdings kaum erklären, denn nur vier Prozent des Raumes scheinen der uns vertrauten Materie zu entsprechen.

23 Prozent bestehen vermutlich aus der dunklen Materie, einer unsichtbaren Masse, die Galaxien zusammenhält, obwohl diese zu ihren Rändern hin immer schneller rotieren und deshalb eigentlich auseinanderfliegen müssten. 73 Prozent des Raumes bestehen der Theorie nach aus der dunklen Energie, einer weiteren Kraft, die den Kosmos insgesamt auseinandertreibt, weil sie stärker ist als die dunkle Materie.

Dunkle Materie leuchtet nicht und reflektiert kein Licht. Sie ist nur indirekt durch die Schwerkraft zu erkennen, die Lichtstrahlen ferner Galaxien verbiegt und so deren Aussehen verzerrt. Aus diesen Verzerrungen kann man auf die Verteilung der dunklen Materie schließen. Eben diese Methode nutzte das britisch-kanadische Astronomenteam.

Ihre Karte sei hundertmal größer als alle bisherigen Karten, so die Forscher. Jetzt wollen sie das Verfahren auf Daten des Very Large Telescopes der europäischen Südsternwarte Eso anwenden und damit die Karte nochmals um das Zehnfache erweitern. Womöglich erhalten sie dann Informationen über den physikalischen Aufbau des rätselhaften Stoffs.