Zweite US-Sonde wurde früher losgeschickt als geplant. Die beiden “Grails“ sollen das Schwerefeld des Mondes genauer vermessen als je zuvor.

Pasadena/Washington. Ein paar Stunden früher als geplant hat die US-Raumfahrtbehörde Nasa am Neujahrstag eine zweite Erkundungssonde in eine Laufbahn um den Mond geschickt. "Grail-A“ war bereits am Sonnabend erfolgreich auf Kurs gebracht worden. Schon nach dem Erfolg von "Grail A" verbreiteten die Nasa-Wissenschaftler ihre Freude via Kurznachrichtendienst Twitter: "Macht den Sekt auf und stoßt auf den Mond an!“ Die Techniker der Bodenstation im kalifornischen Pasedena hofften am Sonntag auf einen ähnlichen Erfolg des Zwillings "Grail-B“. Dieser soll nun ebenfalls versuchen, auf ihren künftigen und endgültigen Orbit einzuschwenken.

Die Weltraumflugkörper sollen das Gravitationsfeld des Mondes erkunden und so Rückschlüsse auf die Beschaffenheit der Oberfläche ermöglichen. Die Sonden, beide etwa so groß wie eine Waschmaschine, waren im September mit derselben Rakete ins All gestartet, hatten sich dann aber unabhängig voneinander auf die Reise zum Mond begeben.

Die Sonden sollen das Schwerefeld des Mondes hundert- bis tausendmal genauer bestimmen als bisher. Diese Ergebnisse sollen den Astronomen Aufschluss über die innere Struktur des Mondes liefern. Am 10. September waren die etwa kühlschrankgroßen Sonden zu ihrer neunmonatigen Mission vom Weltraumbahnhof Cape Canaveral in Florida gestartet.

Die beiden Sonden sollen so in Umlaufbahnen manövriert werden, dass sie mit etwa 100 Kilometern Abstand in einer Tandemformation hintereinanderherfliegen. Die komplizierten Manöver der Mission seien so bei einer Erkundungsmission außerhalb der Erde bislang noch nie geflogen worden seien, betonte die Nasa.

Wissenschaftler erwarten die Ergebnisse schon gespannt. "Nach dieser Mission werden die Fachbücher über die Entstehung des Mondes neu geschrieben werden müssen“, kündigte "Grail“-Forscherin Maria Zuber vom Massachusetts Institute of Technology (MIT) an.

Während die Apollo-Missionen zum Mond für die rund 400.000 Kilometer zum Erdtrabanten etwa drei Tage brauchten, ließen sich die "Grail“-Wissenschaftler bewusst Zeit für die lange Reise. Dadurch hätten die Forscher ausreichend Gelegenheit gehabt, die Sonden während des Fluges noch einmal auf Herz und Nieren zu testen, so die Nasa.

Während der 82 Tage langen Messphase sollen die Sonden winzige Schwankungen im Schwerkraftfeld des Mondes kartieren. Wegen dieser Unterschiede, die von Gebirgen und Tälern, aber auch unterirdischen Masseänderungen hervorgerufen werden, fliegen die Sonden jeweils etwas schneller oder langsamer. Diese Geschwindigkeitsänderungen überwachen die "Grail“-Zwillinge dabei gegenseitig.

Auf diese Weise entsteht eine etwa hundertmal genauere Schwerkraftkarte der Vorderseite des Mondes und eine tausendmal genauere Schwerkraftkarte der Rückseite als bisher. Diese Karten erlauben Einblicke in die innere Struktur des Erdtrabanten – von der Kruste bis zum Kern, wie die Nasa betont. Aus den Erkenntnissen zur Entwicklungsgeschichte des Mondes erwarten die Forscher auch Aufschlüsse über die Entwicklung der inneren Gesteinsplaneten unseres Sonnensystems, einschließlich unserer Erde.

Für die Erde gibt es bereits eine dreidimensionale Karte der Schwerkraft. Die stark überhöhten Computergrafiken des deutschen Geo-Forschungszentrums in Potsdam (GFZ) zeigen ein Gebilde, das entfernt an eine Kartoffel erinnert.

Mit Material von dpa und dapd