Die Gefahr ist noch nicht gebannt. Bricht der am Great Barrier Reef vor der Nordostküste Australiens auf Grund gelaufene chinesische Kohlefrachter "Shen Neng One" auseinander, gefährden knapp 1000 Tonnen Schweröl das südliche Ende des größten Korallenriffs der Welt. "Was diese Umweltkatastrophe im Weltnaturerbe anrichten könnte, lässt sich kaum einschätzen", sagt der Korallenexperte und Chef des Berliner Museums für Naturkunde, Reinhold Leinfelder.

Das Great Barrier Reef ähnelt der Skyline einer Großstadt. Das Riff vor der Nordostküste Australiens ist mehr als 2300 Kilometer lang. Baumeister sind winzige Polypen aus der Verwandtschaft der Quallen, die Biologen "Steinkorallen" nennen und die wenige Millimeter lang sind. Diese Tierchen bauen ihre Behausung aus Kalk übereinander, bis eine Art Hochhaus entsteht. Innen sitzen die Polypen und fangen mit einer Art Miniharpunen vorbeischwimmende Kleinstlebewesen, das Plankton.

Den Steinkorallen reicht das aber nicht. Sie haben Algen als Untermieter, die aus Sonnenlicht, Wasser und Kohlendioxid wichtige Nährstoffe, etwa Zucker, machen. "In diesen Unterwasserstädten schützen die Korallen ihre grünen Mitbewohner vor Feinden, im Gegenzug zahlen die Algen eine Art Miete in Form von Nährstoffen", erklärt Leinfelder.

Allerdings vertragen die Algen extreme Temperaturen nicht. Deshalb leben die meisten Steinkorallen in 20 bis 30 Grad warmen Gewässern. Treibt der Klimawandel die Temperaturen nur wenige Grad höher, können die Algen im Innern der Korallen sterben. So fehlt die grüne Farbe, die Korallen bleichen aus und sterben.

Korallenriffe wachsen zwar nur auf einem Prozent der Meeresfläche, in ihnen kommen aber mehr als ein Drittel der im Salzwasser bekannten Arten vor. Diese Vielfalt wird auch von den Bananenplantagen gefährdet, von denen der Regen Düngemittel ins Meer schwemmt. Die Nährstoffe fördern Pflanzen, die Korallen überwuchern. Dort fehlt den in Symbiose lebenden Untermieter-Algen das lebensnotwendige Licht, das Riff wird geschwächt.

Stephan Lutter vom WWF Deutschland fordert eine Lotsenpflicht für Gebiete wie das Great Barrier Reef. Dadurch lasse sich die Unfallgefahr verringern.