Wahrscheinlich sehen die Insekten Farben nur mit dem halben Tempo wie weißes Licht, was dabei hilft, farbige Blüten schnell zu erfassen.

Bienen können rund fünfmal schneller gucken als der Mensch - ihre Bildrezeptoren müssen rasch verarbeiten, was im schnellen Flug zu sehen ist. Das galt bisher zumindest für das Schwarz-Weiß-Sehen, also das Erkennen von Formen und Bewegungen. Jetzt zeigen britische Forscher, dass bei Hummeln auch Farbrezeptoren deutlich schneller arbeiten, was ihnen die Nahrungssuche inmitten von Pflanzen stark erleichtert. Damit haben sie die schnellste Farbsicht aller Tiere, so die Forscher im "Journal of Neuroscience" (Vol. 30(11), S. 3896-3903)

"Es scheint, dass sie Farben nur mit dem halben Tempo sehen wie weißes Licht, was ihnen aber genug Details liefert, ihre Lieblingsblumen zu finden und nach Hause zu navigieren." erklärt Peter Skorupski, Biologie-Professor an der Queen Mary University of London. Gemeinsam mit Kollegen hatte er an der Dunklen Erdhummel, einer weit verbreiteten Bienenart, die Geschwindigkeit der Farbsensoren getestet. Die Bildverarbeitung hängt davon ab, wie schnell lichtempfindliche Zellen im Auge Momentaufnahmen ihres Blickfelds aufnehmen und ans Gehirn weiterleiten. Im Auge der Hummeln finden sich Photosensoren für Grün, Blau und ultraviolettes Licht.

Die Grün-Rezeptoren arbeiten am schnellsten, sie reagieren auf passende Farbimpulse mit einer Reaktionszeit von rund 7,9 Millisekunden. Die grünempfindlichen Zellen sind für die Verarbeitung von Bewegung zuständig, die anderen Farbsensoren eher für exakte Farbunterscheidung bei langsamerem Flugtempo. Entsprechend zeigten sich Rezeptoren für Blau (9,8 Millisekunden) und UV-Licht (12,3 Millisekunden) langsamer, aber immer noch schnell im Vergleich mit jenen anderer schnell fliegender Insekten, geschweige denn Säugetieren. Daraus schließen die Forscher, dass Bienen im Laufe der Evolution großen Wert auf das Entwickeln des schnellen Farbsinns gelegt haben: Offenbar sei es wichtig, farbige Blüten schnell zu erfassen.