Die Belastung der Nordsee mit klassischen Schadstoffen wie Schwermetallen (etwa Quecksilber) und einigen Pestiziden (DDT, Lindan/HCH) nimmt allmählich ab. Aber im Gegenzug entdecken die Chemiker des Bundesamts für Seeschifffahrt und Hydrografie vermehrt Substanzen aus anderen Stoffgruppen. Einen großen Bereich bilden pharmazeutische Wirkstoffe, die vor allem über die Kläranlagen in die Nordseezuflüsse und von dort ins offene Meer gelangen. Dazu gehören Arzneistoffe aus Antiepilektika, Beruhigungs- und Schmerzmitteln sowie Cholesterinsenkern. Ähnlich groß ist die Belastung durch Perfluorcarbone (PFC). Sie sind sehr stabil, wasser- und schmutzabweisend und werden zur Oberflächenbeschichtung etwa von Papier, Textilien oder Teppichen eingesetzt. Ein Exot ist das Benzotriazol, das als Korrosionsschutz Geschirrspülmitteln zugefügt ist. Auch Wirkstoffe von Herbiziden (Unkrautvertilgern) tauchen regelmäßig auf, darunter Atrazin und Simazin, die längst verboten sind. Unter den Klassikern, den akut wirkenden Giftstoffen, belastet vor allem eine Substanz noch die Nordseebewohner: das Antifoulingmittel Tributylzinn aus Schiffsanstrichen.