Schon fast vergessen, erlebt 3-D gerade eine Renaissance. Dreidimensionale Bilder sind auch auf PCs und Notebooks möglich.

Hamburg. Manche hatten die 3-D-Ära schon abgehakt. Dann kam "Avatar". James Camerons Science-Fiction-Epos erwies sich als Glücksfall für die Kinos, die in Zeiten von Online-Videotheken, HD-Fernsehern und Home Cinema um jeden Zuschauer kämpfen.

Nun springen die Hardware-Hersteller auf den 3-D-Zug auf. Ob LG, Panasonic, Samsung, Sony oder Toshiba - fast alle großen Unterhaltungselektronik-Konzerne gehen dieses Jahr mit 3-D-fähigen Monitoren und Fernsehern ins Rennen. Bis zur Fußball-WM, die teilweise in stereoskopischen Bildern ausgestrahlt wird, sollen erste Geräte bereitstehen. Wie bei "Avatar" werden auch im Heimkino die Bilder durch sogenannte Shutterbrillen dreidimensional.

Die Shuttertechnik beruht auf dem Prinzip der Stereoskopie. Ein stereoskopisches Bild besteht aus zwei mit einer Stereokamera oder zwei normalen Kameras synchron aufgenommenen Halbbildern. Auf dem Monitor oder der Leinwand werden beide Bilder abwechselnd gezeigt. In der elektronisch gesteuerten Brille sind Flüssigkristalle, die im gleichen Takt je ein Brillenglas abdunkeln. Das linke Auge sieht aus der linken, das rechte Auge aus der rechten Perspektive. Wie beim natürlichen Sehprozess setzt das Gehirn die beiden Bilder zu einem räumlichen Bild zusammen.

Mit einem PC oder Notebook lässt sich dieser Effekt auch zu Hause erzeugen. Voraussetzung: Damit Stereobilder flimmerfrei sind, muss der Monitor eine Bildwiederholrate von 120 Hertz haben. Der Grafikchip-Hersteller Nvidia bietet für seine aktuelle Hardware Shutterbrillen sowie eine Software an, die zweidimensionale Bilder und Filme in stereoskopische Aufnahmen umwandelt. Auch Computerspielen kann man mit dem Trick eine dritte Dimension hinzufügen. "Das Tolle ist, dass man auch aus älteren Spielen 3-D-Effekte herausholen kann", sagt Nvidia-Produktmanager Jens Neuschäfer. "Allerdings können wir damit nur einen Tiefeneindruck erzeugen. Effekte wie aus dem Bildschirm herausragende Gegenstände müssen vorher in die Spiele eingebaut werden."

Um die Möglichkeiten von 3-D bekannter zu machen, unterstützt der Hersteller die Entwickler. An Spielen wie dem demnächst erscheinenden "Metro 2033" von THQ kann man die Ergebnisse bestaunen. Die Szenerie - das postapokalyptische Moskau der Romanvorlage - besticht mit real wirkender Darstellung. Die Räume haben eine verblüffende Tiefenwirkung, Schatten tanzen plastisch über Wände, stillgelegte U-Bahnschächte, in die sich die Menschen zurückgezogen haben, wirken, als könnte man sie tatsächlich betreten. Die "3-D-Vision" getaufte Technik wird von Karten mit Grafikchips der "GeForce 8"-Serie oder einer höheren Version unterstützt. Damit lassen sich dreidimensionale Bilder und Filme darstellen. Für grafische Anwendungen und Spiele in 3-D sollte es aber mindestens eine Karte mit einem Chip der GeForce 8800 GT-Serie sein.

Wer sich einen 3-D-Fernseher und einen 3-D-fähigen Blu-ray-Player anschaffen möchte, sollte darauf achten, dass die Geräte kompatibel sind. Um sicherzustellen, dass es nicht zu einem Formatstreit wie beim hoch auflösenden Fernsehen kommt, haben sich Hersteller auf einen 3-D-Blu-ray-Standard geeinigt. So soll es möglich sein, einen 3-D-Blu-ray-Player von Panasonic an ein Sony-HDTV anzuschließen.

Am Thema 3-D könnte sich allerdings eine alte Streitfrage neu entzünden - die nach Plasma oder LCD. "Panasonic setzt bei seinen 3-D-TVs bewusst auf die Plasma-Technologie", betont Graf. Nur diese ermögliche extrem schnelle Reaktionszeiten, die für eine qualitativ hochwertige Full-HD-3-D Darstellung nötig seien. "Weitere Vorteile der Plasma-Panels gegenüber den LCD-Displays bei der Wiedergabe von 3-D-Inhalten sind die gleichmäßigere Ausleuchtung des Bildschirms, die höhere Auflösung bewegter Bilder sowie eine augenfreundliche Darstellung durch die Vermeidung von Doppelbildern", erklärt der Panasonic-Chef.

Das sieht man bei der Konkurrenz anders. Beim Hersteller Sharp, der ausschließlich TVs mit LCD-Technik herstellt, wird ebenfalls an der neuen Technik gestrickt. Auf Fachmessen in Japan und den USA wurden Prototypen vorgestellt. Für einen Einstieg in den Massenmarkt, sei die Zeit aber noch nicht reif. Zunächst wolle man sich darauf konzentrieren, das hoch auflösende Fernsehen weiter zu etablieren. Die Befürchtung, eine weitere neue Technik könne die Verbraucher überfordern oder verärgern, sieht man bei Panasonic nicht: "Nach unserer Auffassung", so Werner Graf, "ist die 3-D-Funktionalität eine interessante Zusatzapplikation zur möglichst realistischen Wiedergabe von Filmen, während HDTV der Standard für den Empfang von TV-Sendungen mit hervorragender Bildqualität ist."

Bleibt die Frage, woher die 3-D-fähigen Inhalte kommen. Man muss nur an das Thema HDTV denken, um zu ahnen, wie viel Zeit sich die deutschen Sender mit der Ausstrahlung von 3-D-Sendungen lassen werden. Und bei den meisten Blu-ray-Filmen und Videospielen, die heute unter dem Stichwort "3-D" vertrieben werden, kommt die völlig veraltete Anaglyphentechnik zum Einsatz.