Wer diesen Preis bekommt, hat bereits in jungen Jahren exzellenten Forschergeist bewiesen. Am Freitag wurden drei Nachwuchswissenschaftler des Universitätsklinikums Eppendorf (UKE) mit dem renommierten Dr.-Martini-Preis ausgezeichnet, der jedes Jahr für medizinische Spitzenleistungen vergeben wird. Der mit 7500 Euro dotierte Preis ging zu gleichen Teilen an Dr. Kim Hinkelmann, Dr. Friedhelm Hummel und Dr. Henning Wege.

"Die ausgezeichneten Arbeiten zeigen in vorbildlicher Weise, dass klinische Grundlagenforschung zu einer Verbesserung der Behandlung von Kranken führen kann", sagte Prof. Dr. Ansgar W. Lohse, Vorsitzender des Kuratoriums und Direktor der I. Medizinischen Klinik des UKE.

Dr. Kim Hinkelmann (36) aus der Klinik und Poliklinik für Psychiatrie und Psychotherapie des UKE erhielt die Auszeichnung für ihre Arbeiten zu dem Zusammenhang zwischen einer Depression und dem Stresshormon Cortisol. Sie konnte nachweisen, dass die Ausschüttung von Cortisol bei depressiven Patienten zu einer Beeinträchtigung von Gedächtnisfunktionen führt, an denen eine bestimmte Hirnregion, der Hippocampus, beteiligt ist. Zudem fand sie heraus, dass eine Therapie mit Standard-Antidepressiva früher wirkt, wenn einer der Cortisol-Rezeptoren im Gehirn stimuliert wird. Normalerweise müssen die Antidepressiva erst einmal zwei bis drei Wochen regelmäßig eingenommen werden, bis sie ihre volle Wirksamkeit erreichen.

Dr. Henning Wege (38) von der I. Medizinischen Klinik des UKE wurde für seine Arbeiten zur Entstehung des Leberkrebses geehrt. Bei seiner Untersuchung dieser Mechanismen fand er heraus, dass die Aktivierung eines bestimmten Signalwegs in Zellen mit unbegrenzter Wachstumsfähigkeit Eigenschaften von Krebszellen auslöst. Diese Untersuchungen zeigen, dass dieser Signalweg eine große Rolle für die Entstehung des Krebses spielt, sodass er ein Ansatzpunkt für neue Therapiemöglichkeiten werden könnte.

Der dritte Preisträger, Dr. Friedhelm Christoph Hummel (40) aus der Neurologischen Klinik, erhielt die Auszeichnung für seine Forschungen zum sogenannten Tourette-Syndrom. Bei dieser neurologischen Erkrankung leiden die Betroffenen unter motorischen und sprachlichen Tics, also Bewegungen und sprachlichen Äußerungen, die sie nicht kontrollieren können. Dr. Hummel und seine Arbeitsgruppe konnten nachweisen, dass die krankhafte Enthemmung in der Hirnregion, die die körperlichen Bewegungen steuert, sich bei diesen Patienten normalisiert, wenn sie eine willentliche Bewegung ausführen. Je ausgeprägter dieses "Umspringen" in ein gesundes Muster war, umso weniger Tics traten bei den Patienten auf. Diese bisher nicht beschriebenen Befunde könnten eine erste Grundlage für die Entwicklung neuer Behandlungsstrategien beim Tourette-Syndrom sein.