Die neuen tastenlosen Tablets sind weniger Arbeitsgeräte, vielmehr sollen sie als mobile Surfstationen und Mediaplayer dienen.

Hamburg. Die Ära der E-Books und deren Lesegeräte (Reader) hat noch gar nicht richtig begonnen und könnte doch schon bald wieder zu Ende sein. Grund dafür ist weniger die Rückbesinnung auf gedruckte Werke als vielmehr eine neue Gerätekategorie, die ihren Ursprung in zwei Techniktrends der vergangenen Monate hat: die leichten, sparsam ausgestatteten Netbooks und berührungsempfindliche Bildschirme, sogenannte Touchscreens.

Mit Letzteren sind nun auch immer mehr Netbooks ausgestattet. Nach dem Vorbild der Tablet-PCs kann der Bildschirm so gedreht werden, dass er die Tastatur verbirgt. Die handlichen Geräte werden dann mit dem Finger oder dem Stift bedient und erinnern an herkömmliche Notizblöcke. Mit Preisen ab 450 bis 500 Euro könnten sich diese Geräte nun auch auf dem Massenmarkt durchsetzen.

Und die Entwicklung geht rasend schnell weiter: Aktuelle Geräte, wie sie kürzlich auf der "Consumer Electronics Show" in Las Vergas vorgestellt wurden, verzichten ganz auf eine Tastatur. Daran ist abzulesen, wozu sie in erster Linie gedacht sind: Die tastenlosen Tablets sind weniger Arbeitsgeräte als vielmehr mobile Surfstationen und Mediaplayer. Der gegenüber Internet-Handys größere Bildschirm erlaubt das Lesen von Webseiten, ohne dass dabei die Augen schmerzen, eigene Fotos und Videos können in hohen Auflösungen dargestellt werden.

Eine noch wichtigere Rolle könnten die Mini-Tablets als Lesegeräte für die Bücher und Zeitschriften der Zukunft werden. Die "Tablet Demo 1.5" der US-Zeitschrift "Sports Illustrated", die auf YouTube zu finden ist, lässt erahnen, wie das aussehen könnte. Mit dem bloßen Finger klicken und scrollen sich die Leser durch die digitalen Seiten, springen per Link zwischen Inhalten hin und her und bestimmen selbst, welche Bilder oder Videos sie zu den einzelnen Beiträgen sehen möchten.

E-Book-Reader, die wie Amazons Kindle 2 auf der sogenannten E-Ink-Technik basieren, nehmen sich dagegen schon jetzt wie Relikte aus der elektronischen Steinzeit aus. Sie haben häufig langsame Reaktionszeiten und keine Hintergrundbeleuchtung. Immerhin gibt es von Sonys Reader seit Kurzem auch eine "Touch Edition", die Freihandnotizen und Zeichnung mit Finger oder Eingabestift erlaubt. Sie lässt sich allerdings nicht per UMTS mit dem Internet verbinden und muss über den PC mit Lesestoff gefüttert werden.

Eine Schlüsselrolle könnte nun einmal mehr Apple einnehmen. Derzeit verdichten sich Gerüchte, dass der iPhone-Konzern am 27. Januar in San Francisco ein neues Gerät vorstellen will. Dabei handelt es sich um den schon länger erwarteten Tablet-PC, der in erster Linie für das Lesen elektronischer Bücher konzipiert sein soll. Angeblich steht Apple derzeit in Verhandlungen mit Verlagen. Die digitalen Versionen der gedruckten Werke könnten dann beispielsweise über Apples Musikshop iTunes vertrieben werden. Zusatzinhalte wie Bildmaterial oder Interviews könnten die E-Books für Käufer attraktiv machen. Laut einem Bericht der Zeitung "Wall Street Journal" soll das neue Gerät einen 25 mal 27,5 Zentimeter großen Bildschirm haben.

Doch auch bei den E-Book-Readern gibt es Bewegung. Auf der CES stellte die junge US-Firma Entourage ein Gerät mit dem etwas komplizierten Namen enTourage eDGe vor. Es besteht aus zwei Bildschirmen, die sich wie Buchdeckel auf- und zuklappen lassen. Auf dem linken Bildschirm kann man sich mit elektronischer Tinte Notizen machen. Rechts davon befindet sich ein farbiges LCD-Display, das sich mit dem Finger bedienen lässt. Laut Hersteller handelt es sich um das "erste Dualbook, das die Funktionen eines E-Readers, Netbooks, Notepads, Audio-Video-Players und Rekorders vereint".

Wer die weitere Entwicklung abwarten möchte, um beim Kauf kein Risiko einzugehen, kann sich derweil mit Apps für aktuelle Smartphones behelfen. Mit Zusatzprogrammen wie "Stanza" oder "Aldiko" kann man ebenfalls elektronische Literatur genießen - sofern man angesichts der winzigen Bildschirme der mobilen Begleiter von Genuss sprechen kann.