Eine Mehrheit der Verbraucher möchte gern mehr über die Wirkung ihrer Ernährung aufs Klima wissen. In einer gestern veröffentlichten Umfrage sagten vier von fünf Befragten, sie wünschten die Einführung einer Kennzeichnung mit Hinweisen zur Klimawirkung von Lebensmitteln. Die Ernährungsindustrie erklärte, eine standardisierte Bewertungsmethodik für diese komplexe Thematik stehe nicht zur Verfügung.

Auf Lebensmittelpackungen fehlen vergleichbare Herstellerinformationen zu Klimawirkungen einzelner Lebensmittel sowie verständliche Informationen dazu, kritisierten in der Umfrage des Verbraucherzentrale Bundesverbands (vzbv) 86 Prozent der Befragten. 83 Prozent bemängelten, dass nicht erkennbar sei, welche Lebensmittel klimafreundlich produziert werden.

Fast die Hälfte sagte, ihnen würde es leichtfallen, ihre Ernährung für den Klimaschutz umzustellen - und dass sie daran glauben, über eine klimafreundliche Ernährung zum Klimaschutz beitragen zu können. Bei Kaufentscheidungen spielt der Klimaschutz auch wegen der fehlenden Kennzeichnung eine geringe Rolle. Wichtigste Kriterien beim Einkauf sind laut Umfrage Geschmack, Genuss, Frische und Preis. 3300 Verbraucher wurden online befragt.

Die Bundesvereinigung der Deutschen Ernährungsindustrie (BVE) erklärte, die umweltbezogene Kennzeichnung von Nahrungsmitteln leiste keinen geeigneten Beitrag zum Klimaschutz und zur Verbraucheraufklärung, weil keine standardisierte Bewertung zur Verfügung stehe. Deshalb lehne auch das Bundesumweltministerium eine Kennzeichnung ab.

In einem Papier des Ministeriums vom Oktober heißt es, Kohlendioxid-Werte auf Produkten und CO2-Label erschienen nur auf den ersten Blick als attraktive und wünschenswerte Information für Verbraucher. In der Praxis könnten sie damit nur wenig anfangen, weil sie keinen Vergleichsmaßstab hätten, sich keine Handlungsempfehlung ergebe, die Bedeutung anderer Umweltaspekte unklar bleibe und es eine Verwirrung durch zahlreiche Umwelt-Label gebe.

Die Ernährungsindustrie will zugunsten des Klimaschutzes vor allem Energie und Rohstoffe in der Produktion effizienter einsetzen, wie sie erklärte. Daneben seien die Verteilung der Rohstoffe und fertigen Produkte der wichtigste Ansatzpunkt. Der vzbv fordert eine Verpflichtung für Lebensmittelwirtschaft und -handel, Klimabilanzen vorzulegen.