1700 Mitarbeiter beschäftigt das Deutsche Elektronen-Synchrotron in Bahrenfeld. Sie sorgen für Welt-Spitzenleistung.

Hamburg. Auf 53 Grad und 34 Minuten Nord und neun Grad 52 Minuten Ost steht Hamburgs größte außeruniversitäre Forschungseinrichtung, das Deutsche Elektronen-Synchrotron (Desy) in Hamburg-Bahrenfeld. Heute feiert das Desy sein 50-jähriges Bestehen. Unter den Gratulanten ist auch die diesjährige Chemie-Nobelpreisträgerin Ada Yonath. Sie legte bei Desy die Basis für ihre bahnbrechenden Erkenntnisse über die Eiweißproduktionsmaschinen in den Zellen, den Ribosomen.

Die Stiftung "Deutsches Elektronen-Synchrotron - Desy" wurde am 18. Dezember 1959 in Hamburg durch einen Staatsvertrag aus der Taufe gehoben. Er trägt die Unterschriften von Siegfried Balke, damaliger Bundesminister für Atomkernenergie, und dem Hamburger Bürgermeister Max Brauer. Seinen Namen verdankt das Forschungszentrum seinem ersten Beschleuniger, eben dem Deutschen Elektronen-Synchrotron. Der Bau begann im Jahr 1960. Der Ringbeschleuniger war zu dieser Zeit die weltweit größte Anlage ihrer Art, sie hatte nur einen "Zwilling", der stand im Brookhaven National Laboratory auf Long Island im US-Bundesstaat New York. Am 1. Januar 1964 sausten erstmals Elektronen durch den Ring, das war der Start der naturwissenschaftlichen Grundlagenforschung, bis heute das Kerngeschäft von Desy.

Zwischen 1965 bis 1976 diente die Anlage der Teilchenphysik. Schon 1966 erregte Desy internationale Aufmerksamkeit. Die Forschungsergebnisse zur Quantenelektrodynamik, der Beschreibung des Elektromagnetismus im Rahmen der Quantenphysik, bestätigten erstmals diese Theorie.

Bereits 1964 etablierte sich neben der Teilchenphysik auch die Lichtphysik. Die Forscher nutzen die Synchrotronstrahlung, die beim Ablenken von Elektronen auf die Desy-Kreisbahn frei wurde, um die Welt der Moleküle zu studieren. Mit der harten Röntgenstrahlung erweiterten Mediziner, Biologen oder auch Geologen ihr Wissen. Heute ist dieses eines der zentralen Forschungsgebiete des Zentrums.

Auf Desy folgten Doris (Doppel-Ring-Speicher, 1974-1992), Petra (Positron-Elektron-Tandem-Ring-Anlage 1978-1986) und Hera (Hadron-Elektron-Ring-Anlage, 1990-2007).

An Doris wurde 1975 der Nachweis der Quarks bestätigt, der elementaren Bestandteile der Bausteine der Atomkerne. An Petra wurde 1979 der Klebstoff entdeckt, der Atomkerne stabil hält. Nach einer Generalüberholung nahm Petra III kürzlich die Arbeit als Photonenquelle wieder auf. Sie liefert jetzt das weltweit brillanteste Röntgenlicht. Und Hera bestätigte die Theorie von David Gross, David Politzer und Frank Wilczek über die starke Kraft, für die sie 2004 den Nobelpreis erhielten.

Desy war immer und ist fest in die nationale und internationale Forschungslandschaft eingebunden. Alle Forschungsprojekte zeigen einen hohen Grad an Internationalität. Auch der europäische Röntgenlaser XFEL, mit dessen einzigartigem Licht atomare Abläufe gefilmt werden können, wird gegenwärtig von einem internationalen Konsortium gebaut. 14 Partnerländer, darunter Russland und China, sind am Bau des XFEL, der 2014 in Betrieb gehen soll, beteiligt. Am 1. Januar 1992 wurde Desy um den Standort Zeuthen, südöstlich von Berlin, erweitert. Dort befand sich das Institut für Hochenergiephysik (IfH), das Labor für Hochenergiephysik der DDR.

Das Forschungszentrum hat einen Jahresetat von etwa 192 Millionen Euro, 173 Millionen Euro entfallen davon auf den Standort Hamburg, 19 Millionen Euro auf den Standort Zeuthen. Die Finanzierung stammt zu 90 Prozent aus Bundesmitteln, zehn Prozent zahlen Hamburg bzw. Brandenburg.