Am Sonntag startet die Welt-Konferenz in Kopenhagen. Das Internet bietet ungeahnte Möglichkeiten der Teilnahme.

Eine "Klimakonferenz 2.0" nennt Klavs A. Holm, Staatssekretär für Bürgerdialog vom dänischen Außenministerium, die Internet-Aktivitäten der Veranstalter zur Weltklimakonferenz in Kopenhagen. "Wir wollen die Weltöffentlichkeit in einen Klimadialog einbeziehen und zum wachsenden globalen Bewusstsein für den Klimawandel beitragen." Nach dem Vorbild des Mitmach-Internets, Web 2.0 genannt, kann sich jeder beteiligen. Englischkenntnisse sind allerdings von Vorteil.

Zentraler Anlaufpunkt ist die offizielle Website www.cop15.dk . Dort kann man bereits jetzt den Staats- und Regierungschefs (unter www.greetings.cop15.dk ) Nachrichten schicken; Delegierte können während der Konferenz per Videobotschaft antworten. Weitere Kommunikationswerkzeuge finden sich rechts neben den Einzelbeiträgen (Stichwort "Tools"). Sie öffnen sich beim Überfahren des "+"-Symbols mit dem Mauszeiger, etwa das soziale Netzwerk "Facebook" oder die Selbstdarstellungs-Plattform "MySpace".

Ein Klick auf die Schaltfläche "mehr" zeigt die Möglichkeiten des Internets, sich auszutauschen: Mehr als 200 Dienste sind hier verzeichnet. Um sie zu nutzen, muss man sich meist registrieren und anmelden. Das setzt eine gültige E-Mail-Adresse voraus, ist aber in der Regel kostenlos.

"Facebook": Fachsimpeln mit Freunden

Die Kommunikation bei "Facebook" findet zwischen registrierten Nutzern statt, die sich gegenseitig als "Freunde" bestätigt haben. Aktuelle Einträge im eigenen Nutzerprofil ("Statusmeldungen") können wahlweise für alle oder nur für eigene Kontakte freigegeben werden. Mit einem Klick auf die "Facebook"-Schaltfläche auf der Konferenz-Seite macht man andere auf Blogs (Online-Tagebücher von Teilnehmern), News (Meldungen) oder Artikel aufmerksam. Sie erscheinen danach im Profil des Nutzers und können von anderen kommentiert werden. Die offizielle "Facebook"-Seite ist unter www.facebook.com/cop15 , die des sozialen Netzwerks "Twitter", bei dem ausschließlich über Kurzmitteilungen kommuniziert wird, ist unter www.twitter.com/cop15 zu finden.

"Blogs": Tagebücher im Netz

Auf der offiziellen Konferenz-Seite erscheinen regelmäßig Artikel von Klimaexperten. Ihre Beiträge kann man auch im offenen "Climate Thinkers Blog" unter www.blog.cop15.dk nachlesen oder abonnieren. Der Blog "Behind the Scenes Blog" bietet Einblicke hinter die Kulissen. Das Abonnieren von Beiträgen erfolgt über einen sogenannten News-Feed. Dazu klickt man auf das zumeist oben rechts neben einem Artikel stehende orangefarbene Symbol. News-Feeds sind dynamische Lesezeichen, die im Lesezeichenverzeichnis oder in der Symbolleiste des Internetbrowsers abgelegt werden können. Sie werden automatisch aktualisiert.

"YouTube": Web-TV zum Selbermachen

Die Videoplattform "YouTube" versteht sich als eine Art Fernsehen zum Selbermachen. Zu bestimmten Themen können "Kanäle" eingerichtet werden, in denen man Videobotschaften austauscht. Ein solcher Kanal wurde für die Klimakonferenz unter der Adresse www.youtube.com/cop15 eingerichtet. Experten und Politiker stellen hier Beiträge ein, die von den Nutzern kommentiert werden. Es lassen sich aber auch eigene Videos hochladen, die man beispielsweise zuvor mit einer Webcam aufgenommen hat. Dazu muss man sich zunächst bei "YouTube" kostenlos registrieren. Das Hochladen erfolgt über die Schaltfläche "Video hochladen" rechts oben. "YouTube" verarbeitet die meisten gängigen Videoformate. Die Beiträge dürfen allerdings nicht größer als zwei Gigabyte und nicht länger als zehn Minuten sein.

"Google Earth": Klimawandel anschaulich gemacht

"Google Maps" und "Google Earth" heißen die kostenlosen Online-Atlanten des Suchmaschinenkonzerns Google. Anlässlich des Klimagipfels werden sie dazu genutzt, Forschungsergebnisse wissenschaftlicher Institutionen zu visualisieren. Unter www.google.com/landing/cop15/ kann man sich virtuelle Führungen von Experten als Videos ansehen. Um die Visualisierung bestimmter Daten, etwa die Vorhersagen des Weltklimarates direkt anzusehen, muss man das Programm ( http://earth.google.de/download-earth.html ) herunterladen und installieren - kostenlos. Danach lädt man die Informationen über den Link "download the tours" unten links auf die Festplatte und installiert sie mit Doppelklick. Die Animationen finden sich danach im Navigationsmenü von "Google Earth" links im Bildschirm unter "Orte" und "IPCC Climate Projections".

Das sagt der Klimaexperte

Der Hamburger Meteorologe und Klimaforscher Prof. Dr. Mojib Latif vom Leibniz-Institut für Meereswissenschaften an der Uni Kiel kommentiert die neuen Wege skeptisch: "Die neuen Kommunikationsmöglichkeiten haben zu einer enormen Aufmerksamkeit für das Thema Klimawandel geführt. Passiert ist allerdings, global betrachtet, das Gegenteil von dem, was hätte passieren müssen. Man fühlt sich vielleicht besser, weil man etwas getan hat, egal, ob das der Sache tatsächlich dient." Für Nutzer gilt wie für politische Entscheidungsträger: Nur reden reicht nicht.

Vom Klimagipfel (News, Bilder, Dokumente): www.abendblatt.de/klimagipfel