Waltraud Johanson (49) drückt sich das kleine Pflaster auf dem Oberarm zurecht und zieht ihren Pullover drüber. “Ich wollte einfach jedes Risiko einer Erkrankung minimieren“, sagt die große Frau, kurz bevor sie die Praxis von Dr. Stephan Hofmeister an der Papenstraße nach ihrer Impfung verlässt.

Zudem habe sie eine chronische Erkrankung. "Und zwei Kinder, da kann ich nicht lange ausfallen." Natürlich könne man die Nebenwirkungen noch nicht abschätzen. "Aber das werde ich schon überleben."

Die Hamburgerin ist eine von mehr als 50 Patienten, die sich gestern bei Dr. Hofmeister gegen die Schweinegrippe impfen ließen. In Hamburg blieb ein Ansturm auf die Arztpraxen aus. Dennoch war das Interesse groß. "Trubelig war es bei uns vor allem, weil ein großer Aufklärungsbedarf bei dieser Impfung besteht", so Dr. Hofmeister. "Das kostet Zeit, anders als bei einer klassischen Impfung." Nach Angaben der Kassenärztlichen Vereinigung Hamburg (KVH) seien in jeder der 15 Schwerpunktpraxen zwischen 60 und 100 Patienten geimpft worden. Davon gehörten 50 bis 70 Prozent einer sogenannten Risikogruppe an. "Das belegt, dass es richtig war, die Impfaktion auf Schwerpunktpraxen zu konzentrieren", kommentiert der Sprecher der Gesundheitsbehörde, Rico Schmidt, die Zahlen vom ersten Tag. "Die hohe Zahl der chronisch Kranken am ersten Tag ist als Erfolg zu werten. Wir appellieren weiter an alle chronisch Kranken, sich impfen zu lassen. Und an die Gesunden, sich noch ein wenig zu gedulden."

Sabine Landrock (50) gehört nicht zu den chronisch kranken Impfpatienten, ist dennoch in die Praxis gekommen. "Schon bei der Vogelgrippe hatte ich Tamiflu im Kühlschrank", sagt sie. "Ich habe mir gedacht, sorg lieber vor." Die Hansestadt hat mehr als eine Million Dosen des Impfstoffs Pandemrix bestellt. Das reicht für mehr als die Hälfte der Bevölkerung. Da der Impfstoff in wöchentlichen Lieferungen verteilt wird, kann nicht jeder sofort geimpft werden. Seit einer Woche wurden deshalb zunächst Mitarbeiter in Arztpraxen und Krankenhäusern und Mitarbeiter der Polizei und Feuerwehr geimpft. Seit gestern dürfen alle Hamburger sich impfen lassen, allen voran die chronisch Kranken. "Wir appellieren an die Solidarität der Hamburger, dass sich gesunde Menschen noch etwas gedulden, sodass zunächst die sogenannten Risikogruppen geimpft werden können", sagte auch Gesundheitssenator Dietrich Wersich.