Hamburger Abendblatt:

Wann ist mit einem Impfstoff gegen die Immunschwächekrankheit Aids zu rechnen?

Privatdozent Dr. Jan van Lunzen:

Jedenfalls nicht in den nächsten fünf bis zehn Jahren. Das wird noch länger dauern.

Abendblatt:

Für wen wäre ein Impfschutz besonders sinnvoll?

van Lunzen:

Wer einer Hochrisikogruppe angehört, sollte sich vorrangig impfen lassen.

Abendblatt:

Wer zählt zu einer Hochrisikogruppe?

van Lunzen:

Das ist je nach Weltregion unterschiedlich. Bei uns sind das Homosexuelle und Drogenkonsumenten; in Russland überwiegend Drogenkonsumenten; in Afrika aber auch Heterosexuelle.

Abendblatt:

Ist schon absehbar, wie teuer die Impfung wird?

van Lunzen:

Nein, aber sie wird sicher zu günstigen Preisen angeboten werden, weil der moralische Druck sehr groß ist. Auch die Weltgesundheitsorganisation wird darauf achten. Mit dem Impfstoff ist sicher kaum Geld zu verdienen.

Abendblatt:

Wird Aids besiegbar, wenn es einen Impfstoff gibt?

van Lunzen:

Nein, von einem hundertprozentigen Schutz sind wir meilenweit entfernt. Die derzeit beste Maßnahme gegen Aids ist immer noch der Gebrauch von Kondomen. Dann folgt die Therapie, die nach einer Infektion verhindern kann, dass die Krankheit ausbricht, und auch dazu führt, dass die Ansteckungsgefahr für andere Menschen verringert wird.