Lungenkranke kommen schnell aus der Puste. Dabei kann Sport ihr Leiden sogar lindern, sagen Experten. Und sie geben Tipps, wie Raucher am besten vom Nikotin loskommen.

Die menschliche Lunge und die Bronchien sind ein Meisterwerk. In ihrer Schleimhaut wiegen sich Milliarden kleinster Flimmerhärchen wie Ähren im Wind. Sie befördern Schleim und ungewünschte Substanzen heraus, indem sie einen Hustenreflex auslösen. Diese Flimmerhärchen erkennen sogar Schadstoffe, haben Forscher neuerdings herausgefunden. Dieses Wunderwerk schädigen viele Menschen mutwillig, zum Beispiel indem sie Tabakrauch kräftig einatmen. Was kann man tun, um seine Lunge zu pflegen? Diese Frage steht Sonnabend im Mittelpunkt des Deutschen Lungentages 2009 - mit einer großen Veranstaltung im Hamburger Hafen (siehe Extratext). Mit dieser Aktion wollen Hamburger Lungenärzte das Bewusstsein für Lungenerkrankungen schärfen. Immerhin leiden nach einer aktuellen Studie 14,3 Prozent der über 40-Jährigen an einer sogenannten COPD, einer chronischen Bronchitis mit Einengung der Atemwege. "Die Hälfte davon ist behandlungsbedürftig. Viele wissen aber nichts von ihrer Erkrankung und tun Husten und Auswurf verharmlosend als 'Raucherhusten' ab", sagt der Hamburger Lungenfacharzt Dr. Rüdiger Bock.

Hauptursache für eine COPD ist das Rauchen. Deswegen ist der erste Rat der Lungenärzte: das Rauchen aufgeben. "Dafür gibt es unterschiedliche Methoden. Patienten, die in einem strukturierten Programm mit dem Rauchen aufhören, haben bessere Erfolgschancen als jene, die es auf eigene Faust versuchen", sagt Kirsten Lehmann, Ärztin für innere Medizin und Pneumologie und Leiterin der Atemreha am Berliner Tor, einer ambulanten Reha-Einrichtung für Patienten mit Lungenleiden. Von allen, die an einem solchen Programm teilnehmen, sind nach einem Jahr noch 40 Prozent nikotinfrei. Nur vier Prozent sind es bei denen, die es in Eigenregie versucht haben.

Wer mit dem Rauchen aufhören will, braucht eins: den festen Willen. "Zur Unterstützung gibt es Hilfsmittel wie Akupunktur, Nikotinpflaster und auch ein Medikament", sagt Lehmann.

Am erfolgreichsten ist, wer von einem Tag zum anderen die Zigaretten beiseite legt. "Die Zahl der Zigaretten langsam zu reduzieren ist Selbstbetrug", sagt die Ärztin. Denn das Nikotin wirkt auf das Belohnungszentrum im Gehirn, das für diese Stimulation ein Gedächtnis entwickelt. Mit jeder Zigarette wird dieses Gedächtnis wieder angeregt.

Das Rauchen ist zwar der schlimmste Schadstoff, aber in der Umwelt und am Arbeitsplatz lauern weitere Substanzen, die die Lunge schädigen. "Es gibt immer noch Berufszweige mit einer hohen Staubbelastung. Es muss darauf geachtet werden, die Staubbelastung zu verringern, zum Beispiel durch Absauganlagen", sagt Dr. Dirk-Christian Patzer, Lungenfacharzt in Hamburg.

Zu den gefährlichen Schadstoffen zählt auch eine Substanz, die wieder von sich reden macht, weil sie in Hamburger Turnhallen nachgewiesen wurde: das Asbest. "Anfang der 70er-Jahre wurden beim Elbtunnelbau immense Konzentrationen von Asbestfasern erreicht. Damit verglichen sind die Konzentrationen jetzt in den Turnhallen von untergeordneter Bedeutung. Aber letztlich spielt auch das eine Rolle. Wir müssen unsere Umgebung asbestfrei bekommen", sagt Patzer.

Die gesundheitlichen Folgen von Asbest zeigen sich oft erst 30 bis 40 Jahre später durch typische Symptome: "Asbestose zeigt sich durch zunehmende Atemnot, die Belastbarkeit wird schlechter, Patienten können chronischen Hustenreiz entwickeln und haben im Röntgenbild typische Veränderungen in der Lunge und am Rippenfell."

Hinzu kommt ein erhöhtes Krebsrisiko, besonders in Verbindung mit Rauchen: "Wer eine Asbestose hat und raucht, hat ein 20-fach erhöhtes Risiko, an Lungenkrebs zu erkranken", sagt Facharzt Dr. Rüdiger Bock.

So kann man der Lunge Gutes tun: "Es ist wichtig, dass das Immunsystem aufrechterhalten und gestärkt wird. Eine gute Möglichkeit ist die alljährliche Grippeimpfung, in diesem Jahr auch die Impfung gegen Schweinegrippe, auch ausreichend Schlaf ist wichtig", so Bock. Patienten mit allergischem Asthma müssten Allergene meiden. Wer eine Hausstaubmilbenallergie hat, sollte seine Wohnräume so gestalten, dass Hausstaubmilben keine Chance haben.

Auch Sport tut der Lunge gut: Sport stärkt die Immunabwehr und verbessert die Sauerstoffabgabe an das Gewebe. Menschen, die regelmäßig Sport treiben, werden seltener krank und verbessern ihre Leistungsfähigkeit und das Herz-Kreislauf-System.

Sport kann auch Menschen helfen, die bereits eine kranke Lunge haben, zum Beispiel an Asthma oder einer COPD leiden. "Aus Sorge, Atemnot zu bekommen, vermeiden Lungenkranke häufig jede körperliche Belastung. Bei ihnen kommt es durch verschiedene Mechanismen der Erkrankung, aber auch durch das Nichtbewegen zum Abbau von Muskelmasse. Aber ein gut trainierter Muskel braucht weniger Sauerstoff", erklärt Lehmann, die in der Atem-Reha mit diesen Patienten arbeitet. Das Training müsse individuell an die Belastbarkeit des Patienten angepasst sein. Bevor mit dem Training begonnen werde, wird erst einmal festgestellt, wie fit der Patient sei. Dann werde in sehr kleinen Schritten versucht, den Patienten wieder "aufzutrainieren". Lehmann weiter: "Wir machen mit diesen Patienten sowohl ein Ausdauertraining als auch ein gezieltes Training der Atem- und Extremitätenmuskulatur. Bei Patienten, die sehr schlecht belastbar sind, kann man neuerdings zunächst die neuromuskuläre Elektrostimulation anwenden. Dabei werden durch Elektroden zum Beispiel in den Oberschenkeln Muskelkontraktionen ausgelöst, ohne dass der Patient sich selbst anstrengen muss."