Tübinger Wissenschaftler haben erstmals in Deutschland bei einem Kind einen Dünn- und Dickdarm transplantiert. Der dreieinhalbjährigen Lenie aus Niedersachsen gehe es drei Monate nach der Operation sehr gut, teilten die Ärzte mit.

Das Mädchen sei seit der Geburt durch Infusionen ernährt worden und müsse nun lernen, wie man isst und wie Lebensmittel schmecken. In Deutschland sind Schätzungen zufolge 20 bis 50 Kinder auf eine Darmtransplantation angewiesen. Bisher mussten sie nach Frankreich oder England gebracht werden. Deutsche Kliniken hätten solche Transplantationen nur bei Erwachsenen gewagt, sagten die Tübinger Ärzte. 60 Prozent der Kranken seien aber Kinder und Jugendliche. Lenie wurde mit einem Darm geboren, dem sämtliche Nerven fehlten. Dadurch war das Organ funktionslos. Fast rund um die Uhr war das Kind an Infusionen angeschlossen. "Sie hat sich gut entwickelt, aber ohne eine Transplantation hätte Lenie keine hohe Lebenserwartung gehabt", sagte Kinderarzt Andreas Busch. Zum Glück funktionierten alle anderen Organe normal. Als Spender kam nur ein hirntotes Kind infrage mit der gleichen Blutgruppe - und das höchstens einen Meter groß und zehn Kilo schwer war. "Solche Spender sind selten, häufig geben die Eltern keine Zustimmung für die Organentnahme", sagte Transplantationsexperte Silvio Nadalin.