Dachse, Eichhörnchen oder Hirsche naschen gern an gegorenen Früchten - und torkeln trunken umher. Tiere können auch im Vollrausch sein.

Tiere sind auch nur Menschen - sie lieben wie wir die süßen Früchte, die jetzt an Bäumen und Sträuchern reifen. Nicht alle naschen nur davon, einige langen auch kräftig zu. Wie ein Dachs, der auf einer Straße bei Goslar seinen Rausch ausschlief. "Zuvor hatte sich das Tier in einem Obstgarten den Wanst mit überreifen Kirschen vollgefressen. Die gärenden Früchte, die sein Magen zu Alkohol verarbeitet hat, sind für den Vollrausch verantwortlich", erklärt Andreas Kinser, Experte der Deutschen Wildtier-Stiftung in Hamburg.

Dachse sind Allesfresser. Reifen Sommerfrüchten wie Kirschen, Johannis- und Stachelbeeren oder Pflaumen können sie nicht widerstehen. Das geht allen tierischen Obstliebhabern so, ihnen stehen berauschende Zeiten bevor.

Elche beispielsweise verzehren mit Vorliebe reife, leicht gegorene Äpfel. Der Umgang mit ihnen ist dann ähnlich anstrengend wie mit volltrunkenen Menschen: Die Hirsche randalieren, grölen und torkeln. Um nicht umzufallen, lehnen sich die mächtigen, bis zu 800 Kilogramm schweren Tiere dann an Bäume.

Diese Angewohnheit brachte unsere germanischen Vorfahren auf die Idee, die Bäume gezielt anzusägen - damit sie leichte Beute machen konnten. Das zumindest schreibt Cäsar in seinem Bericht "De Bello Gallico". Der römische Feldherr führte dieses Verhalten der Hirsche allerdings nicht auf den Alkohol in ihrem Blut, sondern auf einen Mangel an Gelenken in ihren Beinen zurück - ein Irrtum.

Doch zurück zu den trunkenen Tieren. Schweine, die mit einem Brei aus Resten von Joghurt, Milch, Saft gefüttert wurden, quiekten danach vergnügt vor sich hin, streckten alle Beine von sich - und brauchten drei Tage, um nach dem ungewohnten Trinkgelage wieder nüchtern zu werden.

Hirsche, erzählt Andreas Kinser, machen Wälder in Tschechien unsicher. Hier sind es nicht Früchte, sondern gärende Blätter von Raps und Rüben, die das stolze Damwild außer Gefecht setzen. Sie taumeln dann wie betrunkene Menschen nach 15 Bieren durch den Wald. Aber nicht nur Dachs, Elch, Fuchs, Waschbär oder Marder, auch Vögel verlieren die Kontrolle. So fanden Wiener Wissenschaftler 40 tote Seidenschwänze und sorgten sich, dass diese an der Vogelgrippe verendet seien. Doch die Obduktion zeigte: Die Vögel hatten sich das Genick gebrochen. Sie waren nach dem Verzehr von reifen Weintrauben im Vollrausch gegen Fenster geknallt.

Dabei sind beerenfressende Vögel, zu denen auch Stare, Amseln oder Wacholderdrosseln zählen, trinkfeste Gesellen. Sie sind von Natur aus vor einem alkoholbedingten Rausch gefeit, erkannte Prof. Roland Prinzinger von der Universität Frankfurt. So vertragen Stare wesentlich mehr als Menschen. Hätte ein Star das Gewicht eines Menschen, so Wildtierexperte Kinser, könnte er alle acht Minuten eine Flasche Wein trinken, ohne betrunken zu werden.

Verantwortlich für den rasanten Abbau des Alkohols ist ein Einweiß, das Enzym Alkoholhydrogenase (ADH). Dessen Aktivität ist im Vergleich zum Menschen sehr hoch. Deshalb können sich Stare, Amseln oder Wacholderdrosseln im Spätherbst und Winter auch von den Früchten von Weißdorn und Heckenrose ernähren, die bis zu fünf Prozent Alkohol enthalten können. Körnerfresser wie Hühner, Enten oder Tauben können da nicht mithalten, auch Säugetiere müssen kürzertreten, wenn sie nicht im Vollsuff enden wollen.

Ungewollt betrunken werden oft Igel. Wenn Hobbygärtner auf der Jagd nach Schnecken Bierfallen aufstellen, vertilgen die Stacheltiere die in Bier eingelegten Schnecken mit Genuss. Doch anschließend sind sie so schwer angeschlagen, dass sie sich nicht mehr zu einer Stachelkugel zusammenrollen. Schnarchend liegen sie auf der Seite - eine leichte Beute für Raubvögel.

Die bekanntesten Trunkenbolde treten im Filmklassiker "Die lustige Welt der Tiere" von 1974 auf - es ist erstaunlich, wie "menschlich" sich Elefanten, Affen, Giraffen oder Nashörner unter Alkohol verhalten.