Britische Forscher haben zum ersten Mal aus embryonalen Stammzellen menschliche Spermien gezüchtet. Die Wissenschaftler der Universität Newcastle hoffen, so Fruchtbarkeitsstörungen bei Männern weiter erforschen und irgendwann behandeln zu können.

Andere Forscher bezweifelten allerdings, dass es sich um funktionsfähiges Sperma handelt. Die Wissenschaftler aus Newcastle betonten im Fachblatt "Stem Cells and Development", die Spermien aus dem Labor seien gereift und bewegungsfähig. Es könne aber noch fünf Jahre dauern, bis die Technik perfekt sei. Das"Kunst-Sperma" dürfe nicht für künstliche Befruchtungen eingesetzt werden, da dies nach britischem Recht verboten ist.

Das Team gewann die Spermien aus Stammzellen von wenige Tage alten menschlichen Embryonen, die per künstlicher Befruchtung gezeugt worden waren. Anschließend wurden die Stammzellen im Labor angeregt, sich zu sogenannten Keimbahnzellen zu entwickeln. Diese geben genetisches Material an künftige Generationen weiter und sind die Vorläufer von Samen- und Eizelle.

Die Zellen enthielten unter anderem je ein X- und ein Y-Chromosom, was sie als männlich definierte. Anschließend vollzogen sie die Reifeteilung (Meiose). Forschungsleiter Karim Nayernia betonte, mit den künstlichen Spermien keine Eizellen befruchten zu wollen. "Wir verstehen, dass manche Bedenken haben. Aber das heißt nicht, Menschen im Reagenzglas produzieren zu können, wir haben das auch nicht vor."

Andere Experten hegen Zweifel an dem Ergebnis. Allan Pacey (Uni Sheffield) sagte, es handle sich um Spermien im frühen Stadium. Tests seien notwendig, um festzustellen, was wirklich erreicht worden sei. Josephine Quintavalle von der "Comment on Reproductive Ethics" sprach von einem "Beispiel unmoralischen Wahnsinns", weil "lebensfähige Embryonen zerstört wurden, um Spermien zu erzeugen". In Göttingen wurden 2007 Vorläufer von Spermien aus Knochenmarkstammzellen gezüchtet. US-Forscher entwickelten 2003 aus Stammzellen von Mäusen Spermien und befruchteten so Eizellen.