Kürzlich veröffentlichte Studien deuten daraufhin, dass für Menschen mit Typ 2 Diabetes unter dem lang wirksamen Analoginsulin Glargin (Lantus) möglicherweise ein erhöhtes Krebsrisiko besteht (wir berichteten). Das hat viele Patienten verunsichert.

Sie sollten aber auf keinen Fall ihre Insulingaben eigenmächtig verändern, rät die Deutsche Diabetes Gesellschaft (DDG). Auch die Europäische Arzneimittelagentur (EMEA), das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte (BfArM) vertreten diesen Standpunkt.

Wichtig sei, so Prof. Thomas Danne, Präsident der DDG, dass sich aus den Studien keinerlei Hinweise auf die Behandlung von Menschen mit Diabetes Typ 1 ableiten lassen. "Für Menschen mit Diabetes Typ 2 ist empfehlenswert, dass insbesondere bereits an Krebs Erkrankte oder Frauen, in deren Familie Brustkrebs gehäuft vorkommt, mit ihrem Arzt über Alternativen sprechen."

Für die Behandlung stehen unterschiedliche Insuline zur Verfügung. "Sie werden nach ihrer Wirkdauer oder ihrer chemischen Struktur unterschieden", so Prof. Danne. Als Humaninsulin wird die synthetische Nachbildung des körpereigenen, natürlichen Hormons Insulin bezeichnet. Das gibt es seit 1982. Mit gentechnischen Tricks programmierten Forscher Escherichia coli-Bakterien und Brauhefe (Saccharomyces cerevisiae) so, dass diese Organismen Humaninsulin bilden. Insulinanaloga, seit etwa zehn Jahren im Handel, sind Abwandlungen des Hormons Insulin. "Sie senken wie Humaninsulin den Blutzuckerspiegel, weisen aber unterschiedliche Wirkverläufe auf", erläutert Prof. Danne. So gibt es Insuline, die rasch wirken (schnell- oder kurzwirksame Insuline), und solche, die erst nach einer gewissen Zeit bzw. über einen längeren Zeitraum wirken (Verzögerungsinsuline bzw. langwirksame Insuline).

"Insulin wirkt im Körper wie ein Wachstumsfaktor. Außerdem aktiviert es einen weiteren Motor für die Zellteilung, den sogenannten "Insulin-like growth factor" (IGF). Das kann zur Vermehrung von Zellen führen, auch zur Vermehrung von Krebszellen", so Prof. Danne. Gerade deshalb sei für Menschen mit Typ 2 Diabetes Ernährungs- und Lebensstil so wichtig. Denn Übergewicht und mangelnde Bewegung sind zusätzliche Risikofaktoren für Krebs.