Auf Kupferklinken in der Wandsbeker Asklepios-Klinik war die Keimzahl um fast 40 Prozent niedriger als bei herkömmlichen Materialien.

Hamburg. Türklinken und Lichtschalter aus Kupfer können in Krankenhäusern helfen, gefährliche Keime einzudämmen. Das hat der erste Praxistest in Deutschland ergeben. Gestern stellten Forscher Ergebnisse des Feldversuchs vor, in dem zwei Stationen in der Asklepios-Klinik Wandsbek mit Türklinken, Türplatten und Lichtschaltern aus Kupferlegierungen ausgerüstet wurden. Die Wissenschaftler der Universität Halle-Wittenberg haben über Monate regelmäßig Proben genommen und diese mit Nachbarstationen verglichen, die mit herkömmlichen Griffen und Lichtschaltern aus Aluminium, Edelstahl oder Plastik versehen waren.

"Auf den Kupferoberflächen fanden sich im Vergleich zu den Kontrolloberflächen, also den herkömmlichen Türgriffen, Türplatten und Lichtschaltern, nur 63 Prozent der Keime. Außerdem hat sich in der Praxis gezeigt, dass Kupfer die Neubesiedlung der Oberflächen mit Keimen wesentlich reduziert", sagte Prof. Dietrich Nies, Direktor des Instituts für Biologie an der Martin-Luther-Universität. Am deutlichsten war die Reduktion auf den Türklinken festzustellen. Auf den Stationen mit Kupferklinken war bei den Patienten auch ein Trend zu niedrigeren Infektionsraten zu beobachten, der aber noch weiter untersucht werden muss. Die Kupferoberflächen vermindern wahrscheinlich, so die Ergebnisse, auch die Übertragung des sogenannten Methicillin-resistenten Staphylokokkus aureus, kurz MRSA. Das ist ebenfalls bisher nur eine Tendenz, die weitere Untersuchungen erforderlich macht.

Der Krankheitserreger MRSA ist sehr gefürchtet, weil er insbesondere bei geschwächten Patienten zu Komplikationen wie Wundinfektionen, Lungenentzündungen, Blutvergiftungen und Harnwegsinfektionen führen kann und außerdem noch unempfindlich gegen viele Antibiotika ist. "Wir beobachten in Deutschland einen dramatischen Anstieg dieser Erreger, die gegen Antibiotika resistent sind", sagte Prof. Jörg Braun, Chefarzt der I. Medizinischen Abteilung der Asklepios-Klinik Wandsbek. In Deutschland gehörten bereits 25 bis 30 Prozent aller Staphylokokken zu den MRSA. In den USA gebe es Regionen, wo dieser Prozentsatz bereits über 70 Prozent liegt.

Zur Verhinderung von Infektionen im Krankenhaus werden bereits eine Reihe von Maßnahmen eingesetzt, wie zum Beispiel neue Antibiotika und Desinfektionsmittel. "Doch alle diese Maßnahmen reichen nicht aus, um das Problem in den Griff zu bekommen", sagte Braun. Deswegen müssten neue Wege beschritten werden, um das Gefahrenpotenzial für die Patienten zu senken. Oberflächen aus Kupferlegierungen könnten einen wesentlichen Beitrag zur Krankenhaushygiene leisten.

Wie das funktioniert, erläuterte Professor Nies: "Die Abtötung auf Kupferoberflächen geschieht durch die Freisetzung von Kupferionen. Ihre Konzentration ist so hoch, dass die Zellen damit nicht fertig werden, obwohl sie selbst in ihrem Stoffwechsel Entgiftungssysteme für Kupfer haben." Das bedeute, das Risiko sei gering, dass die Zellen gegen Kupfer unempfindlich werden, vergleichbar mit der Resistenz gegen Antibiotika.

Die Untersuchung in Wandsbek reiht sich ein in sechs weltweite Studien, in denen unter anderem untersucht wird, welche Legierungen am besten geeignet sind und wo sie eingesetzt werden können. Die erste Untersuchung ging vor vier Jahren in Tokio an den Start. Die letzten drei wurden gerade in den USA bewilligt.

Zudem muss in weiteren Studien der Einsatz im Alltag geklärt werden, zum Beispiel die Frage, welche Putzmittel für die unterschiedlichen Metalllegierungen am besten geeignet sind.

In den Asklepios-Kliniken stoßen die bisherigen Ergebnisse aber schon jetzt auf großes Interesse: "Wir werten die Ergebnisse jetzt aus und machen uns Gedanken, wie wir sie in die Praxis umsetzen und in welchen Bereichen wir damit beginnen könnten. Eine definitive Entscheidung darüber ist aber noch nicht gefallen", sagte Mathias Eberenz, Sprecher der Asklepios-Kliniken Hamburg.