Knapp fünf Jahre nach der ersten Bohrung wird heute in Unterhaching bei München die bundesweit größte Geothermieanlage zur Strom- und Wärmeerzeugung eröffnet, offiziell von Bundesumweltminister Sigmar Gabriel (SPD).

Erstmals in Deutschland kommt die besonders effiziente Kalina-Technik zum Einsatz. Dabei erwärmt das heiße Wasser ein Ammoniak-Wasser-Gemisch, das bei niedrigen Temperaturen Dampf erzeugt, sodass eine höhere Energieausbeute möglich ist. "Wir haben nicht nur beweisen können, dass die technische Machbarkeit gegeben ist, sondern dass das Projekt auch wirtschaftlich zu betreiben ist", sagt Benjamin Richter von Rödl & Partner. In 13 bis 15 Jahren soll die Anlage schwarze Zahlen schreiben.

Erdwärme gilt als wichtiges Energiereservoir, als klimafreundlich und wetterunabhängig. Das Wasser wird in Unterhaching aus 3500 Meter Tiefe gepumpt, die Temperatur liegt bei 122 bis 133 Grad, genug für die Stromgewinnung, für die mindestens 100 Grad nötig sind. Nach Beginn der Bohrung 2004 gab es einen regelrechten Boom, Investoren sicherten sich Claims mit den Rechten zur Suche nach heißem Wasser. "Wir haben über 100 Projekte angestoßen, allein in Süddeutschland", sagt Richter. Wie viele realisiert werden, ist offen.

Ursprünglich sollte Unterhaching 2006 in Betrieb gehen. Doch es gab Probleme. Einmal fraß sich ein Bohrer fest, Verhandlungen zogen sich in die Länge, wegen undichter Wärmetauscher verzögerte sich die Inbetriebnahme Monat um Monat. Seit Februar läuft die Anlage, im April war die Endabnahme. Im Sommer muss nun noch die Förderpumpe für das Thermalwasser umgebaut werden. Erst danach soll die volle Energieausbeute erreicht werden. Die Anlage ist auf maximal 3,36 Megawatt Strom ausgelegt, das reicht für rund 10 000 Haushalte.